Wenn es um die Frage geht, wie viel Schlaf wir eigentlich benötigen, lässt sich keine allgemein gültige Aussage treffen. Das Schlafbedürfnis jedes einzelnen ist ganz individuell und hängt auch von verschiedenen Faktoren ab. Keine Frage: Um gesund zu bleiben, braucht unser Körper ausreichend Schlaf. Fehlt ihm dieser dauerhaft, so leidet das Immunsystem darunter, was die Entstehung diverser Krankheiten fördert. Wie viel Schlaf braucht ein erwachsener Mensch denn nun eigentlich, und kann zu viel davon auch negative Auswirkungen haben?
Schlaf ist wichtig für die Gesundheit von Körper und Geist
Für die Gesunderhaltung des Organismus ist ausreichend Schlaf erforderlich, doch auch unsere Psyche ist darauf angewiesen. Während des Schlafens findet eine Übertragung wichtiger Informationen an das Gedächtnis statt. Untersuchungen haben ergeben, dass Menschen, die nach dem Lernen schlafen, anschließend bei Tests viel besser abschneiden. Unter Schlafmangel leidet auch unsere Stimmung. Hat man schlecht geschlafen, ist man reizbar, launisch und ungeduldig. Selbst Dinge, denen man sich ansonsten gerne widmet, werden dann oftmals als Belastung angesehen. Es ist hinreichend bekannt, dass ein gestörter Schlaf auf Dauer auch zu Depressionen führen kann.
Leidet man über längere Zeit unter Schlafmangel, macht sich das auch am Stoffwechsel bemerkbar. Kohlenhydrate werden nicht mehr richtig verstoffwechselt, und der Körper schüttet vermehrt Hormone aus, die den Appetit anregen. Die Folge kann Übergewicht sein. Auch auf das Herz-Kreislauf-System wirkt sich fehlender Schlaf negativ aus, es kann zu Herzrhythmusstörungen, Bluthochdruck und einem erhöhten Spiegel an Stresshormonen kommen.
Das Immunsystem wird durch anhaltenden Schlafmangel unter Umständen stark beeinträchtigt. Dadurch wird die Aktivität der Abwehrzellen gehemmt, so dass es häufiger zu Infekten kommt, aber auch der Entstehung anderer Erkrankungen wird Vorschub geleistet. Letztendlich leidet auch die Konzentrationsfähigkeit unter zu wenig Schlaf, Tagesmüdigkeit kann das Risiko für Unfälle erheblich steigern.
Die ideale Schlafdauer gibt es nicht
Schlafmangel ist bei Erwachsenen ein sehr weit verbreitetes Thema, viele fühlen sich permanent müde und erschöpft. Das liegt zumeist an unserem Alltag – Sorgen und Stress lassen uns nachts einfach nicht zur Ruhe kommen. Betroffene versuchen häufig krampfhaft Schlaf zu finden, das setzt jedoch unter Druck und bewirkt in der Regel genau das Gegenteil. Besser ist es, in diesem Fall möglichst entspannt zu bleiben.
Normalerweise beträgt die Schlafdauer bei Erwachsenen im Durchschnitt sieben bis acht Stunden, so dass man bei etwa 7,5 Stunden vom Optimum spricht. Nach welcher Schlafdauer man sich am Morgen frisch und ausgeruht fühlt, variiert von Mensch zu Mensch. Zunächst sind unsere Gene dafür verantwortlich, denn während einige schon nach fünf Stunden Schlaf ausgeruht und fit sind, brauchen andere dafür mindestens acht Stunden oder sogar mehr.
Wenn wir die optimale Schlafdauer über einen längeren Zeitraum über- oder unterschreiten, so muss man definitiv mit Abgeschlagenheit und Müdigkeit am Tag rechnen. Schläft man regelmäßig länger, als der Körper für die Regeneration benötigt, so wird die Schlafqualität auch darunter leiden und man wacht nachts auch häufiger auf. Bei der Beurteilung des Schlafes ist jedoch auch dessen Qualität zu berücksichtigen, denn jeder Mensch wacht nachts mehrmals auf, und zwar bis zu 30 Mal. Allerdings sollte man nach spätestens drei Minuten wieder eingeschlafen sein, so dass man dennoch vom Durchschlafen sprechen kann. Viele ärgern sich jedoch, dass sie immer wieder wach werden, setzen sich dann selbst unter Druck und dürfen sich dann nicht wundern, wenn es mit dem Einschlafen erst recht nicht klappt.
Kann zu viel Schlaf ungesund sein?
Theoretisch könnte man denken, dass möglichst viel Schlaf der Gesundheit zuträglich ist, doch das ist ein Trugschluss. Studien haben gezeigt, dass auch eine zu lange Schlafdauer sich negativ auf unseren Organismus auswirken kann. Das gilt vor allem dann, wenn man sich auch tagsüber zu wenig bewegt, dann kann die Lebensdauer deutlich verkürzt sein. Schläft man also meistens länger als neun Stunden und leidet im Alltag unter Bewegungsmangel, tut man seinem Körper gewiss nichts Gutes. Sieben bis neun Stunden Schlaf sollten in der Regel ausreichen, ansonsten sind einige Risiken zu befürchten.
In einer Studie konnte nachgewiesen werden, dass Langschläfer viel eher gefährdet sind an Diabetes Typ-2 zu erkranken. Ein Zuviel an Schlaf kann sich auch auf unser Gehirn und unsere Psyche negativ auswirken. So zeigten sich bei Menschen, die häufiger länger als neun Stunden schlafen, ein deutlich erhöhtes Risiko Depressionen zu entwickeln. Die Leistung des Gehirns leidet auch signifikant unter zu viel Schlaf, in Tests zeigten sich stark verminderte Leistungen.
Nicht nur ein Schlafmangel hat negative Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit, das gilt auch für zu viel Schlaf. In Korea konnten Forscher dies anhand einer Studie mit Frauen aufzeigen, die sich einer In-vitro-Fertilisation unterzogen haben. Frauen mit einer durchschnittlichen Schlafdauer hatten viel höhere Chancen auf eine Befruchtung, als das bei Frauen mit längerer Nachtruhe der Fall war.
Das gleiche Phänomen gilt in Bezug auf das Körpergewicht, denn Übergewicht entwickelt sich nicht nur bei permanentem Schlafmangel viel eher, sondern auch, wenn man ständig zu lange schläft. Schläft jemand regelmäßig länger als neun Stunden, so ist das Risiko für eine Gewichtszunahme auf jeden Fall zu erkennen, und das ganz unabhängig davon, ob man sich im Alltag ausreichend bewegt.
Ein Zuviel an Schlaf belastet auch das Herz-Kreislauf-System, so dass die Entstehung von Herzerkrankungen zunehmen kann. Studien aus den USA haben bewiesen, dass es zwischen Schlaganfällen und Herzerkrankungen und der Schlafdauer definitiv einen Zusammenhang gibt. Auch wenn Schlafmangel die gleichen Auswirkungen hat, so ist das Risiko in diesem Fall sogar noch höher. Verschiedene Studien haben mittlerweile aufgedeckt, dass nicht nur Menschen mit Schlafstörungen eine geringere Lebenserwartung haben, auch bei Langschläfern lauert die gleiche Gefahr.
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