Der Tripper, auch Gonorrhoe genannt, ist eine weltweit vorkommende sexuell übertragbare Erkrankung. Erreger der Geschlechtskrankheit ist das Bakterium Neisseria gonorrhoeae.
Was ist Tripper (Gonorrhoe)?
Tripper ist die umgangssprachliche Bezeichnung für die Geschlechtskrankheit Gonorrhoe. Der Erreger ist ein Bakterium aus der Art der Gonokokken. Das Bakterium wurde 1879 von dem Dermatologen Albert Neisser entdeckt und ihm zu Ehren Neisseria gonorrhoeae genannt. Die Gonorrhoe gehört zu den häufigsten Geschlechtskrankheiten und ist auf der ganzen Welt verbreitet.
Jährlich erkranken den Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zufolge mehr als 100 Millionen Menschen. Damit ist die Gonorrhoe die dritthäufigste sexuell übertragbare Infektion. In Europa werden pro Jahr rund 30.000 Erkrankungsfälle gemeldet. Die Dunkelziffer liegt deutlich höher. In mehreren Ländern konnte eine Zunahme der Erkrankungen seit dem Ende der 1990er Jahre beobachtet werden. Da in Deutschland seit dem Jahr 2001 für Tripper keine Meldepflicht mehr besteht, gibt es jedoch kaum Datenmaterial, das den Zuwachs an Erkrankungsfällen belegen kann.
Grundsätzlich infizieren sich vor allem jüngere Erwachsene im Alter zwischen 15 und 35 Jahren. Bei Männern, die gleichgeschlechtlichen Sexualverkehr ausüben, ist das Infektionsrisiko zusätzlich erhöht.
Tripper (Gonorrhoe) – Ursachen
Die Gonorrhoe ist eine Infektionskrankheit, die durch den Erreger Neisseria gonorrhoeae (Gonokokkus) hervorgerufen wird. Es handelt sich dabei um gramnegative, paarweise gelagerte Kokken, die aerobe Bedingungen und Temperaturen zwischen 36 und 38°C für ihr Wachstum benötigen. Der Erreger ist weltweit verbreitet. Der einzige Wirt und zugleich das einzige Reservoir des Gonokokkus ist der Mensch.
Eine entscheidende Rolle bei der Weiterverbreitung der Erkrankung spielt der häufig symptomlose Krankheitsverlauf. Viele der Infizierten bemerken nichts von ihrer Erkrankung und infizieren somit unwillentlich andere Menschen. Eine Übertragung ist ausschließlich über den direkten Schleimhautkontakt möglich. Häufigster Infektionsweg ist oraler, analer oder genitaler Geschlechtsverkehr. Eine Ansteckung über Sexspielzeug sowie über oralen Kontakt bei einer Infektion des Rachens ist ebenfalls möglich. Auch beim Geburtsvorgang kann der Erreger von der Mutter auf das Kind übertragen werden. Die Ansteckungsfähigkeit ist gegeben, solange eine symptomatische oder eine asymptomatische Infektion besteht. Erst 24 Stunden nach der Gabe eines Antibiotikums ist ein Erkrankter nicht mehr ansteckungsfähig.
Im Körper heften sich die Gonokokken an die Zellen der Schleimhaut von Harnröhre oder Gebärmutter. Dafür verfügen sie über fadenförmige Fortsätze, die sogenannten Pili. Die Granulozyten, spezielle Zellen des Immunsystems, nehmen die Gonokokken auf und töten sie. Ein Teil überlebt jedoch in den Zellen. Über eine Aktivierung des Komplementsystems, einem weiteren Teil des Immunsystems, entwickelt sich die charakteristische eitrige Entzündung, die schlussendlich zu einer Gewebeschädigung führt.
Tripper (Gonorrhoe) – Symptome
Rund ein Viertel der infizierten Männer und die Hälfte aller infizierten Frauen haben keinerlei Beschwerden und fungieren somit als unerkannte Infektionsquellen.
Wenn Beschwerden auftreten, zeigen sich diese nach einer Inkubationszeit von zwei Tagen bis hin zu zwei Wochen. Die ersten Symptome entstehen durch eine Infektion der Schleimhaut an der Eintrittspforte des Erregers. Beim Mann ist in der Regel die Harnröhre befallen. Die Folge ist eine gonorrhoische Urethritis, also eine Entzündung der Harnröhre. Die Infektion der unteren Harnwege führt zu Juckreiz, Brennen beim Wasserlassen und zu einer schmerzhaften Blasenentleerung. Auch häufiges Wasserlassen in kleinen Mengen, eine sogenannte Pollakisurie, ist ein typisches Symptom der Urethritis. Es kommt zu einem eitrigen Ausfluss, der insbesondere morgens als sogenannter Bonjour-Tropfen in Erscheinung tritt. Unbehandelt können die Symptome einer gonorrhoischen Urethritis bis zu acht Wochen anhalten.
Die aufsteigende Gonorrhoe kann eine Prostatitis zur Folge haben. Diese Entzündung der Prostata geht mit Symptomen wie häufigem Harndrang, Harnabflussstörungen, Schmerzen während und nach der Ejakulation sowie mit Schmerzen in der Penis- und Hodengegend einher. Ebenso sind Entzündungen der Samenstränge, der Nebenhoden oder der Samenblasen eine mögliche Folge der Tripperinfektion. Bei sämtlichen Entzündungen der Geschlechtsorgane droht die Unfruchtbarkeit.
Bei der Frau ist der Muttermund mit dem Zervikalkanal der häufigste Manifestationsort der Gonorrhoe. Leitsymptom ist ein eitriger Ausfluss. Bei vielen Frauen besteht begleitend eine Entzündung der Harnröhre, die sich ähnlich wie die Urethritis des Mannes durch Beschwerden beim Wasserlassen äußert. Wenn starke und lang andauernde Menstruationsblutungen sowie Zwischenblutungen auftreten, deutet dies auf eine Mitbeteiligung der Gebärmutterschleimhaut (Endometrium) hin. Über das Endometrium kann die Gonokokken-Infektion zu den Eierstöcken und in das Becken aufsteigen. Die Folge ist eine Infektion des gesamten Beckens, die sogenannte pelvic inflammatory disease. Langfristig drohen durch die Infektion des Unterleibes Unfruchtbarkeit und Verklebungen, die zu chronischen Unterleibsschmerzen führen. Zudem erhöht sich bei den betroffenen Frauen das Risiko für eine Eileiterschwangerschaft. Schlimmstenfalls kann sich die Infektion auf das Bauchfell ausbreiten, was eine lebensgefährliche Bauchfellentzündung (Peritonitis) zur Folge hat.
Da die Gonorrhoe auch beim oralen bzw. analen Geschlechtsverkehr übertragen werden kann, sind Manifestationen außerhalb der Geschlechtsorgane möglich. Bei Oralverkehr kommt es zu einer Infektion des Rachens. In den meisten Fällen verläuft diese Pharyngitis jedoch asymptomatisch. Symptomlose Infektionen heilen nach einigen Wochen meist folgenlos aus, stellen aber ein Infektionsrisiko dar.
Während die rektale Gonorrhoe bei Frauen oft asymptomatisch verläuft, zeigen sich bei Männern typische Symptome einer Proktitis. Dazu gehören unter anderem analer Juckreiz, wässriger und eitriger Stuhlgang, Schmerzen und Krämpfe im Enddarmbereich sowie blutige Stuhlbeimengungen.
Bei Erwachsenen können die Bakterien über den Blutweg im gesamten Körper verteilt werden. Besonders häufig sind Frauen betroffen. Man spricht hier auch von einer Bakteriämie bzw. von einer disseminierten Gonokokken-Infektion (DGI). Diese äußert sich durch eine typische Symptomentrias aus Fieberschüben, akuten Gelenkentzündungen (Polyarthritis) und lokalisierten Hauterscheinungen. Die ersten Symptome treten typischerweise innerhalb einer Woche nach einer Entbindung, nach einer Fehlgeburt oder nach der Menstruation auf. Die körperweite Sepsis ist eine schwere und lebensbedrohliche Komplikation der Gonokokkeninfektion. Der Nachweis dieser systemischen Infektion gestaltet sich jedoch schwierig. Nur bei 20 bis 30 Prozent aller Patienten mit einer disseminierten Gonokokken-Infektion finden sich Erreger im Blut. Entzündungen des Herzens und der Hirnhäute sind weitere Komplikationen, die aber seit Einführung der Antibiotikatherapie nur noch sehr selten auftreten.
Ein besonderes Risiko stellt die Infektion einer schwangeren Frau mit Gonokokken dar. In der Frühschwangerschaft kann die Gonorrhoe der Mutter zu einer Fehlgeburt und in späteren Trimestern zu einer Frühgeburt führen. Unbehandelt besteht die Gefahr, dass sich das Neugeborene während der Geburt ansteckt. Die häufigste Art des Trippers bei Neugeborenen ist eine Augeninfektion. Diese wird als Gonoblenorrhoe oder Ophtalmia neonatorum bezeichnet. Die Infektion führt zu einer eitrigen Bindehautentzündung des Neugeborenen mit ausgeprägten Eiteransammlungen unter den geschwollenen und verklebten Augenlidern. Im schlimmsten Fall kann die Erkrankung zur Erblindung führen. In seltenen Fällen kann sich die Gonokokkeninfektion beim Neugeborenen auch in Nase, Vagina oder After manifestieren.
Tripper (Gonorrhoe) – Therapie
Bei einem Tripper ist eine medikamentöse Therapie mit Antibiotika erforderlich. Während früher eine Behandlung mit Penicillin ausreichend war, kommen heute aufgrund einer vermehrten Resistenzentwicklung andere Antibiotika zum Einsatz. Doch auch hier zeigt sich mittlerweile eine deutlich reduzierte Empfindlichkeit der Gonokokken auf die Standardtherapeutika. Das Robert-Koch-Institut empfiehlt zur Behandlung der Gonorrhoe deshalb ausschließlich Cephalosporine der dritten Generation, die intramuskulär oder intravenös verabreicht werden.
Als besonders effektiv hat sich die Kombination aus Ceftriaxon und Azithromycin erwiesen. Ist eine intravenöse oder intramuskuläre Injektion nicht möglich, kann auf orale Antibiotika wie Cefixim oder Ciprofloxacin zurückgegriffen werden. Während zur Behandlung der einfachen Gonorrhoe oft eine einmalige intravenöse Antibiotikagabe ausreicht, erfordern komplizierte Verläufe eine Therapie über einen längeren Zeitraum. Da die Gonokokkeninfektion häufig durch eine Infektion mit Chlamydien begleitet wird, kommen zusätzlich zu den Cephalosporinen noch andere Antibiotika zum Einsatz. Dazu gehören unter anderem Tetracycline oder Makrolide. Von besonderer Relevanz ist die Mitbehandlung der Sexualpartner. Andernfalls kommt es zu einer ständigen wechselseitigen Ansteckung. Man spricht hier auch vom Ping-Pong-Effekt.
Tripper (Gonorrhoe) – Vorbeugung
Zur Prävention einer Infektion empfiehlt sich die Verwendung eines Kondoms. Insbesondere Menschen mit häufig wechselnden Geschlechtspartnern haben ein erhöhtes Infektionsrisiko und sollten keinesfalls ungeschützten Geschlechtsverkehr haben. Auch bei der Verwendung von Sexspielzeug ist Vorsicht geboten. Wenn Sexspielzeuge von mehreren Partnern verwendet werden, ist auch hier die Verwendung eines Kondoms zum Schutz empfehlenswert. Ein vollständiger Schutz vor der Gonorrhoe ist jedoch auch mit einem Kondom nicht möglich, da bei einer Infektion des Rachens eine Übertragung durch oralen Kontakt, also beispielsweise durch Küssen, möglich ist.
Um einer Infektion der Augen bei Neugeborenen vorzubeugen, kann die Credé-Prophylaxe durchgeführt werden. Hier erhalten die Kinder direkt nach der Geburt antibiotikahaltige Augentropfen. Da aufgrund ausführlicher vorgeburtlicher Vorsorgeuntersuchungen nur noch wenige Schwangere unter einem unerkannten Tripper leiden, wird in den meisten Fällen auf diese Vorsorgemaßnahme verzichtet. In begründeten Verdachtsfällen kann sie aber durchaus sinnvoll sein.
Um einer Weiterverbreitung der sexuell übertragbaren Erkrankung entgegenzuwirken, ist ein frühzeitiger Besuch beim Arzt erforderlich. Bis das Testergebnis vorliegt, ist sexuelle Karenz geboten. Männer mit einer gonorrhoischen Entzündung der Harnröhre sollten alle Sexualpartner der letzten vierzehn Tage vor dem Auftreten der ersten Symptome informieren. Frauen und Patienten, die unter anderen Arten des Trippers leiden, müssen alle Sexualpartner der letzten drei Monate kontaktieren. Auch Kontaktpersonen, die auf den ersten Blick symptomfrei erscheinen, sollten untersucht werden. Sie könnten asymptomatische Krankheitsträger sein und unwissentlich zur Verbreitung der Gonorrhoe beitragen.
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