Die Schuppenflechte, auch als Psoriasis bekannt, ist eine systemische Erkrankung, die vorwiegend die Haut und die Gelenke betrifft. Die Krankheit verläuft chronisch fortschreitend oder in Schüben.
Was ist die Schuppenflechte?
Die Schuppenflechte ist eine entzündliche, nicht-ansteckende Systemerkrankung. Da der Großteil der Patienten unter auffälligen Hauterscheinungen leidet, wird die Psoriasis häufig auch den Hautkrankheiten, den sogenannten Dermatosen, zugeordnet. Allerdings beschränken sich die Krankheitszeichen meistens nicht ausschließlich auf die Haut, sondern betreffen auch Gelenke, Bänder, Augen, das Herz oder das Gefäßsystem. Weltweit leiden mehr als 125 Millionen Menschen unter der Schuppenflechte. In Deutschland sind etwa zwei Millionen Menschen von der Krankheit betroffen.
Grundsätzlich kann zwischen der Typ-1-Psoriasis und der Typ-2-Psoriasis unterschieden werden. Bei dem Typ 1 erkranken die meisten Patienten vor dem 40. Lebensjahr. Der Typ 2 ist der Spättyp, der überwiegend erst zwischen dem 50. und dem 60. Lebensjahr auftritt. Diese Form ist allerdings seltener anzutreffen. Im Gegensatz zur Neurodermitis betrifft die Schuppenflechte zum Großteil Erwachsene. Kinder erkranken nur sehr selten.
Die Schuppenflechte kann sowohl einen chronischen als auch einen schubweisen Verlauf nehmen. Hier können sich kürzere oder längere akute Phasen mit symptomfreien oder symptomarmen Intervallen abwechseln. Sowohl der Schweregrad als auch die Ausdehnung der Erkrankung sind individuell sehr verschieden. Zwar gibt es für die Psoriasis bisher keine endgültige Heilung, es stehen aber verschiedene wirksame Therapien zur Verfügung, die die Symptome der Betroffenen deutlich lindern können.
Schuppenflechte – Ursachen
Die Schuppenflechte ist vermutlich eine multifaktoriell bedingte Erkrankung. Das bedeutet, dass bei der Entstehung verschiedene Faktoren eine Rolle spielen.
Die Erkrankung scheint zu einem erheblichen Anteil erblich bedingt zu sein. So lässt sich bei vielen Patienten eine familiäre Häufung beobachten, wobei auch mehrere Generationen übersprungen werden können. Ob der Erbgang, der der Schuppenflechte zugrunde liegt, dominant oder rezessiv ist, konnte bisher noch nicht geklärt werden. Experten gehen jedoch davon aus, dass die Erkrankung durch eine Kombination verschiedener Genvarianten mit Umwelteinflüssen ausgelöst wird. Die Wahrscheinlichkeit einer Vererbung liegt bei einem Kind mit einem erkrankten Elternteil bei etwa 10 Prozent. Leiden beide Eltern unter der Schuppenflechte, erhöht sich das Risiko auf bis zu 30 Prozent. Vieles deutet darauf hin, dass es nicht nur Gene gibt, die die Erkrankung forcieren können, sondern dass auch Gene existieren, die vor der Erkrankung schützen.
Zu den auslösenden Faktoren der Schuppenflechte gehören Infektionen. Insbesondere Infektionen mit Streptokokken begünstigen die Krankheitsentstehung. Zu solchen Streptokokken-Infekten gehören beispielsweise Mandelentzündungen im Kindes- und Jugendalter oder chronische Nebenhöhlenentzündungen. Auch Magen- und Darminfektionen, Geschlechtskrankheiten und HIV-Infektionen können das Erkrankungsrisiko erhöhen. Dasselbe gilt für Verletzungen der Haut, heftigen Sonnenbrand oder Tätowierungen. Ebenso gehören anhaltende mechanische Hautreizungen beispielsweise durch Gürtel oder zu eng anliegende Kleidung zu den auslösenden Faktoren.
Es wird vermutet, dass sich ferner bestimmte Medikamente wie Betablocker, ACE-Hemmer, nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) und Interferone auf die Krankheitsentwicklung auswirken können. Zu den weiteren Risikofaktoren zählen neben seelischem Stress auch Übergewicht, vermehrter Alkoholkonsum, Rauchen und klimatische Einflüsse. Allerdings ist bei vielen der genannten Risikofaktoren der Ursache-Wirkungs-Zusammenhang nicht klar. So stellt sich bei einigen Faktoren die Frage, ob sie Auslöser oder Folge der Schuppenflechte sind.
Durch die Kombination aus genetischer Veranlagung und auslösenden Faktoren entwickelt sich eine Immunreaktion, bei der das Immunsystem der Betroffenen körpereigenes Gewebe als fremd erachtet und dementsprechend angreift. Infolge entstehen die typischen Hautveränderungen der Schuppenflechte.
Schuppenflechte – Symptome
Im Wesentlichen zeigt sich die Schuppenflechte durch punktförmige bis handtellergroße, schuppende Hauterscheinungen. Diese treten bevorzugt an den Knien, auf der Kopfhaut und im Bereich der Ellenbogen auf. Auch der Bauchnabel, der After, die Fingerknöchel und das Areal unter den Ohrläppchen gehören zu den typischen Manifestationsorten.
Normalerweise erneuert sich die oberste Hautschicht bei einem gesunden Menschen innerhalb von etwa 27 Tagen. Neue Hautzellen werden gebildet und die alten und verhornten Hautzellen werden abgestoßen. Dieser Vorgang verläuft nahezu unbemerkt. Bei der Psoriasis kommt es hingegen aufgrund der immunologischen Reaktion zu einer beschleunigten Verhornung. Die Oberhaut erneuert sich nicht innerhalb von 27, sondern von drei bis fünf Tagen. Durch diese beschleunigte Erneuerung kann der Körper die gealterten Hautzellen nicht rechtzeitig abstoßen, sodass sich silbrig glänzende Schuppen mit einer talgartigen Konsistenz bilden. Die Konsistenz der Psoriasis-Schuppen erinnert an Kerzenwachs, deshalb spricht man hier auch vom Kerzenwachsphänomen. Das unter der Oberschicht liegende Gewebe ist zudem stark durchblutet und scheint daher unter den silbrigen Schuppen in einem kräftigen Rot. Beim Ablösen der Schuppen kommt es charakteristischerweise zu punktförmigen Einblutungen.
Von den Veränderungen sind auch die Nägel betroffen. Es kommt zu getüpfelten Nägeln oder zu gelblich verfärbten Ölnägeln. Bei einigen Patienten stellen die Nagelveränderungen an Zehen und Fingern das einzige Symptom dar.
Bei der Psoriasis pustulosa, einer Sonderform der Schuppenflechte, treten zusätzlich an den Fußsohlen und Handinnenflächen eitrige Pusteln auf. Diese schmerzen und erschweren den Betroffenen das Laufen bzw. die Arbeit mit den Händen erheblich. In extremen Fällen kann der gesamte Körper von den Pusteln betroffen sein. Hier kommt es zusätzlich zu den Hauterscheinungen zu einem schweren Krankheitsgefühl, Fieber und Abgeschlagenheit. Allerdings sind nur rund fünf Prozent aller Patienten von dieser schweren Verlaufsform betroffen.
Die Psoriasis kann jedoch auch andere Organe betreffen. So verändern sich bei der Psoriasis arthropatica die Gelenke und die zugehörigen Bänder entzündlich. Es kommt zu den typischen Erscheinungen einer Arthritis. Dazu gehören schmerzende, gerötete und überwärmte Gelenke. Im Verlauf der Erkrankung leiden die Patienten zunehmend unter Bewegungseinschränkungen. Auch Entzündungen der Augen, bevorzugt des Augeninneren, treten bei der Schuppenflechte häufig auf. Ferner stellt die Schuppenflechte einen nicht unerheblichen Risikofaktor für Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems dar. So erhöht sich beispielsweise bei Patienten mit einer schweren Psoriasis das Risiko für einen Herzinfarkt deutlich.
Die Psoriatiker leiden jedoch nicht nur unter den Krankheitssymptomen an sich, sondern entwickeln häufig auch psychische Beschwerden. Die Betroffenen fühlen sich durch die Hauterscheinungen entstellt und haben ein gestörtes Selbstwertgefühl. Viele Patienten reagieren auf ihre Erkrankung mit Depressionen, Alkoholmissbrauch oder sozialer Isolation. Sie berichten zudem häufig über sexuelle Probleme oder generelle Probleme in der Partnerschaft.
Schuppenflechte – Therapie
Eine ursächliche Heilung ist nicht möglich, sodass alle Therapieverfahren auf eine Linderung der Symptome oder eine Vermeidung neuer Schübe abzielen. Hierfür stehen verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung.
Bei weniger schwer ausgeprägten Symptomen beschränkt sich die Behandlung häufig auf rein äußerliche Anwendungen. Dazu kommen verschiedene Cremes, Salben und Lösungen mit unterschiedlichen Wirkstoffen zum Einsatz. Der Wirkstoff Dithranol kann die Zellteilung bremsen und so einer Schuppung der Haut entgegenwirken. In vielen Cremes zur Behandlung der Psoriasis findet sich Harnstoff (Urea pura), der die Haut anfeuchtet und zudem die Abstoßung der Hornzellen anregt. Bei entzündlichen Hauterscheinungen kann der Einsatz von Kortikoiden wie Kortison sinnvoll sein. Aufgrund der Nebenwirkungen sollten kortisonhaltige Salben jedoch nur für einen kurzen Zeitraum und nur auf kleineren Hautpartien eingesetzt werden.
Zur Behandlung großflächiger Hautareale sind Kortikoide auf Dauer nicht geeignet. Ein weiterer Wirkstoff, der zum Ablösen der Schuppen auf die Haut aufgetragen werden kann, ist Salicylsäure. In der Behandlung chronischer Hautkrankheiten wie der Psoriasis wird zudem seit vielen Jahren Steinkohlenteer genutzt. Dieser soll die Zellteilung bremsen und zugleich den Juckreiz lindern. Allerdings gelten viele der Teerstoffe als krebsfördernd, sodass entsprechende Salbenprodukte heute nur noch sehr eingeschränkt verwendet werden.
In der hautärztlichen Praxis oder zu Hause können Patienten mit den entsprechenden Geräten eine Lichttherapie durchführen. Auch die Kombination mit Bade- und/oder Fangotherapien hat sich bei einigen Patienten als hilfreich erwiesen. Dafür werden beispielsweise Wasserbäder mit einem Salzgehalt von mehr als 20 Prozent mit einer UV-Strahlung kombiniert. Während der hohe Salzgehalt die Schuppen lösen soll, kann die UV-Strahlung die Zellteilungsrate normalisieren. Dieses Kombinationsverfahren ist auch als Photo-Solebehandlung bekannt.
Bei sehr schwerem Verlauf kann eine innerliche Behandlung erforderlich sein. Eine immunsuppressive Therapie mit Methotrexat oder Ciclosporin kann die Symptome lindern. Zum Einsatz kommen auch sogenannte Biologicals. Es handelt sich dabei um gentechnisch hergestellte Wirkstoffe, die in ihrer Struktur körpereigenen Substanzen ähneln. Bekannte Wirkstoffe dieser Gruppe sind Infliximab oder Adalimumab. Sie werden unter die Haut gespritzt oder als Infusion zugeführt und sollen die T-Lymphozyten, die an den Entzündungsvorgängen der Haut beteiligt sind, hemmen. Auch bei begleitenden Entzündungen der Gelenke können die Biologicals Linderung verschaffen. Allerdings ist die Behandlung mit den Substanzen sehr teuer und wird deshalb nur in Ausnahmefällen durchgeführt. Da die Arzneimittel erst seit einigen Jahren eingesetzt werden, gibt es zudem keine Dokumentationen über Langzeitwirkungen.
Viele Patienten entscheiden sich auch für alternative Methoden zur (ergänzenden) Behandlung. Die Wirkung von Verfahren wie der Klassischen Homöopathie oder der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) ist jedoch größtenteils wissenschaftlich nicht belegt.
Eine besondere Rolle in der Behandlung der Schuppenflechte kommt dem Lebensstil zu. Wissenschaftliche Studien zeigen, dass die Erkrankung bei Rauchern deutlich schwerer ausgeprägt ist als bei Nichtrauchern. Zudem haben Menschen, die täglich mehr als 15 Zigaretten rauchen ein dreimal so hohes Erkrankungsrisiko. Der Verzicht auf Tabak gehört somit zu den wichtigen Therapiemaßnahmen. Auch die Ernährung kann den Krankheitsverlauf beeinflussen. So besteht in einigen Fällen ein Zusammenhang zwischen der Schuppenflechte und der Glutenunverträglichkeit Zöliakie. Verzichten die Betroffenen dementsprechend auf glutenhaltige Lebensmittel, können auch die Psoriasis-Symptome verschwinden. Den Patienten wird zudem empfohlen auf Nahrungsmittel zu verzichten, die viel Arachidonsäure enthalten. Dazu gehören vor allem Fleisch- und Wurstwaren. Diese können die Entzündungsprozesse anfachen und so die Hauterscheinungen verschlimmern.
Zur Besserung der psychischen Symptome können Methoden wie die Psychoanalyse, die Verhaltenstherapie oder auch Entspannungsmethoden wie das Autogene Training und die Progressive Muskelentspannung nach Jacobson hilfreich sein. Auch der Austausch mit anderen Betroffenen in Selbsthilfegruppen kann sich positiv auf den psychischen Zustand der Psoriatiker auswirken.
Schuppenflechte – Vorbeugung
Der Schuppenflechte lässt sich nicht sicher vorbeugen. Allerdings lässt sich durch das Meiden von Risikofaktoren das Erkrankungsrisiko verringern. Das gilt insbesondere für den Verzicht auf das Rauchen und übermäßigen Alkoholkonsum. Wer bereits unter Psoriasis leidet, kann durch eine gesunde Lebensweise mit Nikotin- und Alkoholverzicht sowie gesunder Ernährung Erkrankungsschüben häufig vorbeugen. Wichtig ist zudem eine konsequente Hautpflege auch in den beschwerdefreien Zeiten. Die Haut sollte ferner so wenig wie möglich chemisch oder mechanisch gereizt werden.
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