Beim Scheidenpilz liegt eine Pilzinfektion der Vagina vor. Der medizinische Fachbegriff lautet Vaginalmykose.
Was ist ein Scheidenpilz?
Der Scheidenpilz gehört zu den häufigsten Erkrankungen des weiblichen Genitaltrakts. Durch einen Pilzbefall, eine sogenannte Mykose, entzündet sich die Scheidenschleimhaut. Verantwortlich für diese Entzündung sind Pilze der Gattung Candida. Deshalb wird eine solche Pilzinfektion auch als Candidose bezeichnet. Der häufigste Pilz, der Scheideninfektionen hervorruft, ist Candida albicans. Typische Symptome des Scheidenpilzes sind Juckreiz, Rötungen und Ausfluss.
Drei Viertel aller Frauen sind mindestens einmal im Leben von einem Scheidenpilz betroffen. Somit gehört die Pilzinfektion der Scheide zu den alltäglichen Erkrankungen und ist vor allem kein Zeichen mangelnder Hygiene. Die Häufigkeit variiert je nach Altersgruppe. Am häufigsten sind Frauen im gebärfähigen Alter sowie Schwangere betroffen. Vor der Pubertät und nach den Wechseljahren sinkt das Risiko für einen Scheidenpilz hingegen. Das Scheidenmilieu bietet den Pilzen aufgrund der niedrigeren Östrogenspiegel in dieser Zeit nicht so gute Wachstumsbedingungen.
Scheidenpilz – Ursachen
Einer Vaginalmykose liegt immer eine Infektion mit Pilzen zugrunde. Meistens gehören diese Pilze zur normalen Scheidenflora. Bei einem intakten Immunsystem und einer ausbalancierten Besiedlung der Scheide leben sie dort als Saprobionten und fügen dem Körper keinen Schaden zu. Die natürlich vorhandenen Milchsäurebakterien (Laktobazillen) sorgen für ein sehr saures Milieu in der Scheide. Dieses verhindert, dass sich Pilze und andere Mikroorganismen ansiedeln oder stark vermehren können. Unter bestimmten Voraussetzungen können sich die Pilze jedoch sehr schnell vermehren und so eine Infektion hervorrufen. So kann ein geschwächtes Immunsystem, beispielsweise nach einer Langzeitbehandlung mit Kortikosteroiden oder Antibiotika, die Pilze in der Vagina nicht eliminieren. Dann können sich auch Pilze, die von außen in die Scheide gelangt sind, als Krankheitserreger innerhalb der Vagina ausbreiten. Auch eine veränderte Zusammensetzung der Scheidenflora mit einem zu hohen pH-Wert kann zu einer Ausbreitung der Pilze beitragen. Die Schwankungen in der Vaginalflora basieren häufig auf Veränderungen im Hormonhaushalt. Deshalb kommt es in der Schwangerschaft häufiger zu Scheideninfektionen. Ebenso können die Einnahme der Antibabypille, insbesondere bei Pillen mit hohem Östrogengehalt, und die Menstruation die Entstehung von Vaginalmykosen begünstigen.
Scheidenpilz wird oft mit mangelnder Intimhygiene in Verbindung gebracht. Doch eine viel häufigere Ursache ist eine übertriebene Pflege im Intimbereich. Intimsprays und Scheidenspülungen können die natürliche Scheidenflora schädigen und so zur Ausbreitung der Pilze beitragen. Ebenso begünstigt Unterwäsche aus synthetischen Materialien aufgrund des Wärme- und Feuchtigkeitsstaus die Entstehung von Scheidenpilzen. Dasselbe gilt für eng anliegende Kleidung. Auch zwischen dem vermehrten Konsum von stark zuckerhaltigen Nahrungsmitteln und Scheidenpilz konnte ein Zusammenhang nachgewiesen werden. Vermutlich basiert dieses Phänomen auf der engen Verbindung zwischen Vaginal- und Darmflora.
Das Risiko für eine Vaginalmykose steigt zudem sowohl bei Überfunktion als auch bei Unterfunktionen der Schilddrüse. Erkrankungen wie Diabetes mellitus, Krebs oder HIV-Infektionen, die mit einem geschwächten Immunsystem einhergehen, können ebenfalls die Entstehung eines Scheidenpilzes begünstigen.
Scheidenpilz – Symptome
Ein weißer und bröckeliger Ausfluss aus der Scheide ist das Leitsymptom der vaginalen Pilzinfektion. Im Gegensatz zum Ausfluss, der bei einer bakteriellen Infektion auftritt, ist der Candidaausfluss weitgehend geruchsneutral. Er ist jedoch mit einem starken Juckreiz der Scheide verbunden. Sowohl die Scheide selber als auch die Scham (Vulva) brennen, sind gerötet und geschwollen. Auf der Vaginalschleimhaut finden sich die sogenannten Soorbeläge. Es handelt sich dabei um weiße Beläge, die nicht abwischbar sind. In schweren Erkrankungsfällen kann sich der Soorbelag über die gesamte Vulva ausbreiten. Je nach Ausprägung der Vaginalmykose können kleine Knötchen oder Erosionen auf der Haut von Venushügel und Vulva entstehen. Auch die Innenseiten der Oberschenkel können von dem ausgedehnten ekzemartigen Ausschlag betroffen sein.
Aufgrund der entzündeten Schleimhäute kann es zu Schmerzen beim Wasserlassen oder beim Geschlechtsverkehr kommen. Häufig entwickelt sich im Laufe der Pilzinfektion zusätzlich eine bakterielle Infektion. Sollte dies der Fall sein, ist der Ausfluss nicht mehr geruchsneutral, sondern übel riechend.
Scheidenpilz – Therapie
Bei einer Vaginalmykose kommen sogenannte Antimykotika, spezielle Medikamente gegen Pilze, zum Einsatz. Diese enthalten Wirkstoffe wie Imidazol oder Nystatin. Die Antimykotika wirken lokal und werden dafür direkt an den betroffenen Stellen angewendet. Zur Behandlung des Scheidenpilzes gibt es antimykotische Cremes, Salben und Zäpfchen. Je nach Dosierung müssen diese einen Tag oder länger verwendet werden.
Oft reicht bei gelegentlichen Scheidenpilzinfektionen eine kurze Behandlungsdauer aus. Bei leichteren Vaginalmykosen können alternativ Antiseptika genutzt werden. Auch diese sind in Form von Zäpfchen, Salben oder Cremes erhältlich. Antiseptika mit dem Wirkstoff Povidon-Jod dürfen allerdings nicht bei Schilddrüsenerkrankungen verabreicht werden.
Bei häufig wiederkehrenden oder therapieresistenten Mykosen ist eine lokale Behandlung oft nicht ausreichend. Deshalb verordnet der Arzt hier Antimykotika, die oral angewendet werden und systemisch wirken.
Normalerweise ist eine Mitbehandlung des Partners bei Vaginalmykosen nicht erforderlich. Allerdings kann bei häufig wiederkehrenden Infektionen durch die Behandlung des Partners das Rezidivrisiko verringert werden. Da die auslösenden Pilze jedoch oft Teil der normalen Darm- und Schleimhautflora sind, kann durch die Therapie des Partners eine erneute Infektion nicht komplett ausgeschlossen werden.
Zur Stabilisierung des ph-Wertes können säurehaltige Tabletten oder Kapseln zur vaginalen Anwendung genutzt werden. Diese enthalten Milchsäurebakterien, die das Scheidenmilieu verbessern sollen. Der Nutzen dieser Präparate bei akutem Pilzbefall ist allerdings umstritten.
Scheidenpilz – Vorbeugung
Bei einer empfindlichen Vaginalflora sollte auf Seife, Duschgel, Badezusätze und Bodylotionen im Intimbereich verzichtet werden. Auch spezielle Intimsprays und Intimlotionen sind anders als beworben häufig nicht für den Einsatz im Genitalbereich geeignet. Die enthaltenen Stoffe und der alkalische pH-Wert der Pflegemittel können die natürliche Scheidenflora zerstören und so das saure Scheidenmilieu schädigen. Zwar sind spezielle Waschlotionen mit einem pH-Wert von 3,5 zur Reinigung der äußeren Genitalien geeignet, ihre Anwendung ist aber in der Regel nicht nötig. Zur Pflege reicht klares Wasser aus.
Da Candida albicans auch Teil der Darmflora ist, kann der Pilz durch eine unsachgerechte Reinigung nach dem Stuhlgang in die Vagina verschleppt werden. Frauen sollten nach dem Toilettengang deshalb immer mit dem Toilettenpapier von vorne nach hinten wischen.
Der Verzicht auf Wäscheeinlagen mit Kunststofffolie sowie die Nutzung von Wäsche aus atmungsaktiven Materialien wie Baumwolle oder Seide können das Risiko für eine Pilzinfektion ebenfalls senken. Sie wirken einem Feuchtigkeitsstau und damit auch einer Keimvermehrung entgegen.
Zur Vorbeugung von vaginalen Pilzinfektionen eignen sich zudem Präparate, die Milchsäurebakterien wie Lactobacillus acidophilus oder Lactobacillus grasseri enthalten. Sie besiedeln die Schleimhaut der Scheide und senken den ph-Wert in der Vagina. Durch diesen natürlichen Schutzmechanismus der Scheide kann die Ansiedlung der Pilze verhindert werden.
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