Der Begriff Polyneuropathie ist eine Zusammenfassung von Erkrankungen des peripheren Nervensystems. Bei Erkrankungen dieser Art, können elektrische Impulse, bzw. Reize von den Nerven nicht mehr ausreichend gut an das Gehirn weitergeleitet werden. So entstehen Missempfindungen oder Empfindungsstörungen.
Was ist Polyneuropathie?
Polyneuropathie ist ein Überbegriff für Erkrankungen des PNS (peripheren Nervensystems). Als periphere Nerven bezeichnet man die Nervenstränge, die nicht zum zentralen Nervensystem (ZNS), welches im Rückenmark und Gehirn liegt, gehören.
Die einzelnen Nervenbahnen des peripheren Nervensystems haben ihren Ursprung an der Wirbelsäule und ziehen sich mit immer feiner werdenden Verästelungen durch den gesamten Körper. Die zunehmend filigraner werdenden Verzweigungen erreichen dann schließlich als motorische Nerven (zuständig für die Bewegungen aller Muskeln) und als sensorische Nerven (zuständig für das Fühlen) die Haut.
Diese Weiterleitung der entsprechenden Reize ist bei einer Polyneuropathie gestört und funktioniert nur noch mangelhaft. So werden Reize aus den Nerven nur noch in Teilen an das Gehirn weitergeleitet, und auch umgekehrt funktioniert die Übertragung nicht mehr optimal. Durch den Verlust von Informationen werden Empfindungen abgeschwächt und auch Befehle vom Gehirn an die Muskeln und Nervenzellen, die durch elektrische Impulse über die Nervenbahnen gesendet werden, verlieren an Inhalt und werden so nicht mehr zuverlässig ausgeführt. Die Folge sind Missempfindungen, Taubheitsgefühle, diffuse Schmerzen, etc.
Polyneuropathie – Ursachen
Ursachen für die Ausbildung von Polyneuropathie gibt es nach derzeitigem Wissensstand mehr als 200. Dabei unterscheidet man ererbte und im Laufe des Lebens erworbene Formen der Polyneuropathie.
Die ererbte Form ist sehr selten. So gibt es z.B. eine Störung der Leitgeschwindigkeit der Nerven, die angeboren sein kann. Auch könnte ein Defekt eines bestimmten Enzyms ererbt sein. Zudem gibt es sehr seltene Gendefekte, die ein fehlerhaftes Nervensystem entstehen lassen können.
Weiter verbreitet dagegen ist die erworbene Polyneuropathie. Auslöser hierfür sind in fast allen Fällen andere Grunderkrankungen, wie z.B. Alkoholabhängigkeit oder Diabetes mellitus. Während beim Diabetes durch die Störungen im Zuckerstoffwechsel die feinen Verästelungen der peripheren Nerven zerstört werden, sind es beim Alkoholmissbrauch die toxischen Abfallstoffe, die beim Abbau entstehen.
Weitere Verursacher einer Polyneuropathie können Nierenerkrankungen, Tumore, Infektionen, Mangelerscheinungen, oder auch eine Langzeitdialyse sein.
Auch viele Toxine wie z.B. Blei, Arsen usw. können eine Polyneuropathie auslösen. Andere Verursacher sind bestimmte Medikamente oder Chemikalien. Hier spricht man dann auch von einer toxischen Polyneuropathie.
Polyneuropathie – Symptome
Diese Erkrankung hat vielfältige Symptome, welche, je nach dem Grad der bereits vorhandenen Schädigung, unterschiedlich intensiv sind.
Typischerweise macht sich die Polyneuropathie meist durch Wahrnehmungsstörungen an Füßen und Händen, bzw. Armen bemerkbar. Dazu gehört das so genannte „Ameisenlaufen“ – ein Kribbeln, das dem ähnlich ist, wenn eine Gliedmaße eingeschlafen ist. Zusätzlich vermindert sich die Wahrnehmung von Temperatur und Druck.
Des Weiteren leiden die betroffenen Patienten unter nächtlichen Wadenkrämpfen, brennenden Schmerzen(vor allem an den Beinen und den Füßen), auch Muskelzucken und die so genannten „restless legs“ also unruhige Beine sind typische Anzeichen für eine Polyneuropathie.
Sofern bereits das vegetative Nervensystem betroffen ist, können Funktionsstörungen an verschiedenen Organen auftreten.
Bei der ererbten Polyneuropathie treten auch oft Gangstörungen, Lähmungserscheinungen oder Beeinträchtigung des Sehvermögens auf.
Polyneuropathie – Therapie
Eine Diagnose der Polyneuropathie wird aufgrund der Symptome und der Krankengeschichte des Patienten vorgenommen. Daraufhin erfolgt eine neurologische Funktionsprüfung der Muskeln und Nerven. Auch die Leitgeschwindigkeit der Nerven wird mit einer so genannten Elektroneurografie gemessen. Zusätzlich erfolgt noch eine Untersuchung des Blutes, um Toxine zu erkennen oder Infektionen festzustellen.
Die Ursache der Polyneuropathie entscheidet dann auch über die anzuwendende Therapie. Ist die Grunderkrankung z.B. ein Diabetes mellitus, muss man zunächst den Blutzuckerspiegel in den Griff bekommen. Ist es Alkoholismus, muss man natürlich auch zunächst diese Ursache abstellen. Im Zusammenspiel mit einer gesunden Ernährung und regelmäßiger ausreichender Bewegung, sowie zusätzlich den passenden Medikamenten oder Nahrungsergänzungsmitteln (bei Mangelerscheinungen) kann ein Fortschreiten der Polyneuropathie verhindert werden. Zusätzlich sollte der Patient auf eine sorgfältige Pflege der Füße achten und Wunden vermeiden, die Infektionen begünstigen könnten.
Die Therapie einer Polyneuropathie begründet sich immer auf der Behebung der Grunderkrankung, und verbindet dies dann mit Bewegungstherapie, Massagen, sowie Krankengymnastik.
Polyneuropathie – Vorbeugung
Natürlich ist die beste Krankheit die, die man nicht bekommt. Gehören Sie also zu einer der Risikogruppen, die zur Ausbildung einer Polyneuropathie neigen, dann achten Sie besonders auf Anzeichen die im frühen Stadium dieser Erkrankung bereits zu beobachten sind. Sollten Sie also Anzeichen von Missempfindungen oder Sensibilitätsstörungen in Händen, Armen, Füßen oder Beinen spüren, scheuen Sie sich nicht, Ihren Arzt aufzusuchen. Je früher Polyneuropathie erkannt wird, umso besser kann sie erfolgreich behandelt werden.
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