Unter dem Begriff Neuropathie fasst man mehrere Erkrankungen des peripheren und des zentralen Nervensystems sowie auch Störungen des vegetativen Systems zusammen. Teilweise sind Neuropathien Nachfolgeerkrankungen anderer Krankheiten, wie z.B. bei Diabetes mellitus oder bestimmten Autoimmunerkrankungen. Vereinzelt sind Neuropathien auch Folgeerscheinungen von Belastungen mit toxischen Substanzen, wie beispielsweise Medikamenten oder auch Alkohol.
Was ist Neuropathie?
In der Medizin unterscheidet man zwischen primären Neuropathien und sekundären Neuropathien. Die primären Neuropathien gehen direkt von den Nerven selbst aus und sind vererbt, nicht erworben. Verursacht werden sie durch die Vererbung von fehlerhaften Erbinformationen und defekter DNA. Die sekundären Neuropathien dagegen sind im Laufe des Lebens erworben. Verursacht werden sekundäre Neuropathien durch Erkrankungen die selbst, oder deren toxische Nebenprodukte eine Schädigung der Nerven verursacht, wie z.B. Autoimmunerkrankungen, Stoffwechselstörungen (metabolische Erkrankung), Epstein-Barr-Virusinfektion, Borreliose oder den Folgen einer primären Vergiftung mit Toxinen wie z.B. Phenol, Benzol, Medikamenten, Alkohol oder Pharmazeutika.
Bei beiden Neuropathie-Arten kommt es zu Störungen der Übertragung von Elektroimpulsen zwischen Gehirn und den einzelnen Nervenzellen. Die Übertragung von Reizen wird fehlerhaft und unvollständig, so dass die Reize im Gehirn nicht mehr verarbeitet werden können und die Befehle aus dem Gehirn an die einzelnen Nervenzellen entweder gar nicht mehr ankommen oder nicht mehr umgesetzt werden können.
Neuropathie – Ursachen
Das Nervensystem besteht aus dem zentralen Nervensystem, welches die Reizübertragung zwischen Gehirn und Rückenmark steuert und dem peripheren Nervensystem, welches zuständig für die Übertragung von Rückenmark bis zu den einzelnen Organen ist. Man nennt die beiden auch das innere Nervensystem (zentrales NVS) und das äußere Nervensystem (peripheres NVS).
Die Hauptaufgabe aller Nerven ist die Weiterleitung von Impulsen, die vom Gehirn ausgesendet werden, zu den einzelnen Nervenzellen. So werden z.B. Bewegungen gesteuert. Umgekehrt werden von den Nervenenden wichtige Empfindungen als Informationen an das Gehirn geleitet – z.B. heiß und kalt. Diese Informationen werden dann vom Gehirn verarbeitet und lösen wiederum entsprechende Impulse aus. In jeder Sekunde werden Millionen dieser Impulse auf den Nervenbahnen hin und her geschickt.
Ist nun diese Übertragung – aus welchem Grund auch immer – gestört, gehen unter Umständen wichtige Informationen verloren oder kommen unvollständig an. Das führt dann möglicherweise zu Empfindungsstörungen oder zu Störungen in der Motorik, Missempfindungen, Durchblutungsstörungen, Stoffwechselstörungen, bis hin zu Entzündungen und Vergiftungen, weil vielleicht Abfallstoffe mangels entsprechender Befehle nicht mehr abtransportiert werden.
Im Falle einer Diabetes-Erkrankung beispielsweise kommt es aufgrund des erhöhten Blutzuckerspiegels zu Verdickungen der Blutgefäßinnenwände, welche die peripheren Nerven in den Extremitäten mit Blut versorgen. Es entsteht so eine Durchblutungsstörung in den Nervenfasern mit der Gefahr, dass diese vollends absterben. Einmal abgestorbene Nervenfasern können sich auch nicht mehr regenerieren und verursachen darüber hinaus zusätzlich noch Toxine, die wiederum die Nerven weiter schädigen.
Als Verursacher von Neuropathien sind auch Fehlfunktionen der Schilddrüse, Leber- und Nierenerkrankungen sowie Mangelversorgung mit Nährstoffen, Vitaminen, Mineralien und Spurenelementen zu erwähnen.
Neuropathie – Symptome
Die Form, welche am häufigsten auftritt, sind die sogenannten distal-symmetrischen Neuropathien, welche hauptsächlich in Regionen auftreten, welche die größte Entfernung zum Rückenmark haben und so auch am schwersten versorgt werden können, wenn Störungen auftreten. Zunächst werden also Beine, Füße und Hände auffällig. Meist macht sich eine Erkrankung zunächst durch Brennen, Kribbeln oder schmerzhaften Missempfindungen bemerkbar.
Nervenschmerzen, wie sie bei einer Neuropathie auftreten, zeigen sich vor allem in Ruhe – also meist nachts im Bett und lassen bei Aktivität nach oder verschwinden ganz. Betroffen sein können allerdings auch andere Körperregionen. Mitunter fühlen sich die betroffenen Körperstellen dann pelzig oder taub an. Dies erhöht dann auch die Gefahr für Verletzungen. Neuropathien verursachen u.a. Missempfindungen, Sensibilitätsstörungen, brennende Schmerzen, Taubheit oder Pelzigkeit, Gleichgewichtsstörungen, Gangunsicherheiten, Missempfindung gegen Hitze und Kälte, vermindertes Schmerzempfinden, verlangsamte oder fehlende Muskelreflexe sowie fortschreitende Muskelschwäche.
Da eine Sonderform der Neuropathie – die autonome Neuropathie – auch das vegetative Nervensystem in Mitleidenschaft ziehen kann, können auch Organe von der Erkrankung betroffen sein. So können auch Herz-Rhythmus-Störungen, Fehlfunktionen von Magen und Darm oder Blase und auch Erektionsstörungen auf eine Neuropathie hindeuten.
Neuropathie – Therapie
Besteht der Verdacht auf Neuropathie, wird der Arzt zunächst verschiedene Funktionstests durchführen, bei denen die Empfindung und Sensibilität festgestellt wird. Geben diese Tests Anlass zum Verdacht auf das Vorliegen einer Neuropathie, werden weitere Tests veranlasst, z.B. ein Nervenleittest.
Wird eine Neuropathie diagnostiziert, gilt es vorrangig die Ursache der Erkrankung festzustellen um dort mit der Beseitigung des Auslösers, so weit möglich, zu beginnen. Im Anfangsstadium lässt sich hier noch Einiges machen. Ist die Neuropathie jedoch bereits weiter fortgeschritten, kann man diese zwar meist nicht mehr rückgängig machen, aber mit bestimmten Medikamenten wie z.B. Schmerzmitteln, kann man die Beschwerden lindern. Gute Erfolge erzielt man hier übrigens mit einem Mittel, das ursprünglich für Epilepsie entwickelt wurde.
Zusätzlich zu den schulmedizinischen Therapien ist es natürlich wichtig, eine weitere zusätzliche Belastung durch evtl. Toxine oder Schadstoffe zu verhindern. So ist der Patient auch gefordert, entsprechend auf seine Ernährung zu achten. Auch regelmäßige, effiziente Bewegung hilft die Durchblutung zu steigern. All dies kann vielleicht die Erkrankung nicht heilen, aber im günstigsten Fall eine weiteres Fortschreiten verhindern.
Neuropathie – Vorbeugung
Selbst wenn man manche Form der Neuropathie nicht verhindern kann, so ist es doch möglich die Erkrankung aufzuhalten. Dazu bedarf es – vor allem für so genannte Risikopatienten, wie z.B. Diabetiker, den Körper aufmerksam und sorgfältig zu beobachten und wohlwollend zu behandeln. Achten Sie auf die Ernährung – wählen Sie schadstoffarme Nahrung. Verzichten Sie auf zusätzliche Toxin-Aufnahme wie z.B. Nikotin und Alkohol. Sorgen Sie für adäquate Bewegung – regelmäßige entspannte Bewegung hilft hier schon viel.
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