Der Lungenkrebs, in der medizinischen Fachsprache auch Bronchial- oder Lungenkarzinom genannt, gehört zu den häufigsten Krebserkrankungen. Trotz der unterschiedlichen Behandlungsmaßnahmen, die zur Verfügung stehen, kann die Krankheit nur selten geheilt werden.
Was ist Lungenkrebs?
Eine Krebserkrankung der Lunge liegt dann vor, wenn sich innerhalb des Gewebes der Lunge bösartige Neubildungen, sogenannte maligne Tumore, finden. Diese entstehen durch ein unkontrolliertes Zellwachstum. Normalerweise werden die Zellen durch verschiedene Kontrollmechanismen des Körpers an einer solchen Vermehrung gehindert. Versagen diese Mechanismen jedoch, vermehren sich die erkrankten Zellen und verdrängen das gesunde Lungengewebe. Betroffen sind die Zellen der großen und der kleinen Bronchien (Bronchiolen). Deshalb wird der Lungenkrebs auch als Bronchialkarzinom bezeichnet.
Je nachdem welche Zellen des Bronchialsystems entarten, lässt sich eine Unterscheidung zwischen einem kleinzelligen und einem nicht-kleinzelligen Bronchialkarzinom treffen. Das kleinzellige Bronchialkarzinom weist ein schnelles Wachstum auf, während die nicht-kleinzelligen Bronchialkarzinome eine bessere Prognose haben. Die nicht-kleinzellige Form kann in weitere Unterformen aufgeteilt werden. Zu diesen Unterformen gehören unter anderem das Adenokarzinom und das Plattenepithelkarzinom.
Der Lungenkrebs ist in Deutschland die dritthäufigste, bei Männern sogar weltweit die häufigste Krebsart. Rund ein Viertel aller bösartigen Tumore wird den Bronchialkarzinomen zugeordnet. In Mitteleuropa erkranken im Mittel 60 von 100.000 Einwohnern pro Jahr an Lungenkrebs. Deutschlandweit liegt die Zahl der Neuerkrankungen bei etwa 50.000 im Jahr, 40.000 Menschen versterben jedes Jahr an ihrer Krebserkrankung der Lunge. Die meisten Betroffenen sind zwischen 50 und 70 Jahre alt. Viele der Patienten sind Raucher. Das Rauchen von Tabakprodukten gilt als Hauptrisikofaktor für eine Krebserkrankung der Lunge. Auch bei einer frühzeitigen Behandlung weist die Erkrankung keine gute Prognose auf. So leben nach fünf Jahren lediglich noch fünf Prozent der Patienten. Die genaue Prognose hängt aber vom Stadium und dem Typus der Erkrankung ab.
Lungenkrebs – Ursachen
Als eine der Hauptursachen des Krebsleidens wird Tabakrauch angesehen. Der Rauch von Zigaretten und anderen Tabakprodukten enthält mehr als 2.000 verschiedene Substanzen. 100 dieser Stoffe, darunter beispielsweise verschiedene Kohlenwasserstoffverbindungen und Teer, werden als krebserregend eingestuft.
So konnten verschiedene Studien nachweisen, dass sich die Substanz Benzopyren, die in höherer Dosierung im Tabakrauch enthalten ist, negativ auf die Funktion des Proteins p53 auswirken kann. Es handelt sich dabei um einen sogenannten Tumorsuppressor. Tumorsuppressoren sind Eiweiße, die die Zellvermehrung kontrollieren und bei Auffälligkeiten den programmierten Zelltod der betroffenen Zelle auslösen können. Bei mangelnder Funktion der Tumorsuppressoren können sich die entarteten Zellen unkontrolliert vermehren und über den Blut- und Lymphweg metastasieren. Mehr als 90 Prozent aller Patienten mit einem Lungenkarzinom sind Raucher oder Ex-Raucher. Nach 30 Jahren Rauchen zeigt sich ein bis zu 60-fach erhöhtes Erkrankungsrisiko. Doch nicht nur das aktive, sondern auch das passive Rauchen gehören zu den Risikofaktoren für eine Krebserkrankung der Lunge.
Neben Tabakrauch kann ferner das radioaktive Gas Radon die Lunge nachhaltig schädigen. Eine Radon-Belastung ist die zweithäufigste Ursache von Lungenkrebs. Radon findet sich vor allem in Gebieten, die einen hohen Uran- oder Thoriumgehalt im Boden aufweisen. Dazu gehören insbesondere die Mittelgebirge mit Granitstein wie der Bayerische Wald oder der Schwarzwald. So empfehlen die Behörden in einigen Gebieten Deutschlands eine gasdichte Versiegelung des Kellers, da andernfalls durch den Boden Radon aufsteigen kann. Eine Radon-Vergiftung tritt zudem häufig bei Uran-Bergarbeitern auf. Auch andere Giftstoffe wie Asbest, Senfgas oder Chromverbindungen können krebserregend wirken.
Da sich bei vielen Patienten mit einer Krebserkrankung der Lunge eine familiäre Häufung findet, gehen Experten ferner von einer genetischen Komponente bei der Krankheitsentstehung aus. Ebenso können chronisch-entzündliche Reizungen der Lunge das Risiko für eine Lungenkrebserkrankung erhöhen. Zu diesen Risikofaktoren gehören Erkrankungen wie die Tuberkulose, die Silikose und der Lungeninfarkt.
Im Fokus der Forschung liegt zudem vermehrt die Ernährung. Bisher sind hier keine schädigenden, wohl aber protektive Faktoren bekannt. So kann ein hoher Verzehr von Obst und Gemüse sowohl vor Lungenkrebs als auch vor Krebserkrankungen des oberen Verdauungssystems schützen.
Lungenkrebs – Symptome
Die ersten Beschwerden treten bei einer Krebserkrankung der Lunge häufig erst in späteren Stadien auf. Zudem sind die Symptome wenig spezifisch, sodass die Diagnose Lungenkrebs oft erst sehr spät gestellt wird.
75 Prozent aller Lungenkrebspatienten leiden unter Husten. Der Tumor und angeschwollene Lymphknoten können die Atemwege einengen und so einen Hustenreiz hervorrufen. Eine unzureichende Belüftung der betroffenen Lungenabschnitte kann ferner zu einer Lungenentzündung führen, die ebenfalls mit Husten einhergeht. Jedoch kann Husten auch viele andere Ursachen haben. Als Hinweis auf eine Krebserkrankung werden deshalb in der Regel nur Hustenanfälle gewertet, die länger als drei Wochen andauern und auf keine medikamentöse Behandlung ansprechen. Auch Lungenentzündungen, die sich durch eine antibiotische oder andere medikamentöse Behandlung nicht bessern, können bei Menschen ab einem Alter von 40 Jahren auf ein Bronchialkarzinom hindeuten. Dasselbe gilt für Blutbeimengungen im Auswurf, die bei einem Drittel der Lungenkrebspatienten in einem späteren Stadium der Erkrankung auftreten.
Bei der Hälfte aller Menschen mit Lungenkrebs stellt sich im Verlauf der Krankheit ein Unwohlsein in der Brust ein. Viele Patienten leiden unter Schmerzen, die sich aber keinem Organ zuordnen lassen, sondern eher diffus in den Brustkorb ausstrahlen.
Verlegt der Tumor größere Lungenabschnitte oder Bronchien, kommt es ferner zu Luftnot. Diese tritt bei vielen Patienten zunächst bei körperlicher Belastung, später auch in Ruhe auf.
Breitet sich der Tumor weiter im Brustraum aus, können deutliche Schmerzen auftreten. Wächst der Lungentumor in die Speiseröhre ein, leiden die Patienten zudem unter Schluckbeschwerden oder Bluterbrechen. Auch das Zwerchfell kann bei einer Krebserkrankung der Lunge beeinträchtigt werden. Dadurch kann sich eine bereits bestehende Luftnot deutlich verschlimmern.
Die Metastasen des Lungentumors siedeln sich vornehmlich in den Nebennieren, in den Knochen oder im Gehirn an. Dadurch kann es zu Knochenschmerzen oder Knochenbrüchen ohne erkennbaren Auslöser kommen. Auch neurologische Störungen wie Kopfschmerzen, Übelkeit, Gleichgewichtsstörungen oder Veränderungen der Persönlichkeit sind möglich.
Da der Lungenkrebs für den Körper eine ausgeprägte Belastung darstellt, kann es ferner zu Schwäche und starkem Gewichtsverlust kommen.
Lungenkrebs – Therapie
Die Art der Therapie hängt von der Form und der Ausbreitung des Tumors sowie vom allgemeinen Gesundheitszustand des Patienten ab.
Ein Lungentumor kann in der Regel nur dann geheilt werden, wenn er operabel ist. Um das gesamte vom Krebs befallene Gewebe restlos zu entfernen, schneidet der behandelnde Chirurg größere Teile der Lunge weg. Häufig wird ein gesamter Lungenlappen oder sogar der ganze Lungenflügel entfernt. Zusätzlich schneidet der Chirurg die umliegenden Lymphknoten heraus. In vielen Fällen ist eine restlose Entfernung des Tumors aufgrund der zu späten Diagnosestellung nicht mehr möglich.
Wie viele andere Krebsarten auch, lässt sich der Lungenkrebs ferner mit einer Chemotherapie behandeln. Jedoch reicht diese Therapiemethode zur Heilung oft nicht aus. Sie wird unter anderem vor einer Operation zur Verkleinerung des Tumors (neoadjuvante Chemotherapie) oder nach einer Operation zur Nachbehandlung durchgeführt. Man spricht hier auch von einer adjuvanten Chemotherapie. Eine Therapie besteht meistens aus mehreren Behandlungszyklen, in denen der Patient bestimmte Medikamente, die sogenannten Zytostatika, mittels Infusion oder in Tablettenform verabreicht bekommt.
Ein weiteres Therapieverfahren, das in der Behandlung von Lungenkrebs zum Einsatz kommt, ist die Bestrahlung. Diese wird meist in Ergänzung zur Chemotherapie oder nach der Operation durchgeführt.
Lungenkrebs – Vorbeugung
Dem Lungenkrebs lässt sich am effektivsten durch das Nichtrauchen vorbeugen. Auch nach einigen Jahren des Rauchens lohnt es sich noch, das gesundheitsgefährdende Laster aufzugeben. So reduziert sich das Risiko für ein Bronchialkarzinom bereits nach fünf rauchfreien Jahren um bis zu 50 Prozent. Wer mit dem Rauchen aufhört, senkt nicht nur das Risiko für verschiedene Krebserkrankungen. Der Rauchstopp wirkt sich auch positiv auf das gesamte Herz-Kreislauf-System aus.
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