Bei einem Herzinfarkt, auch als Myokardinfarkt bezeichnet, kommt es aufgrund einer Sauerstoffunterversorgung zu einer Schädigung des Herzmuskels. In den meisten Fällen ist ein Blutgerinnsel in arteriosklerotisch verengten Herzkranzgefäßen für den Infarkt verantwortlich.
Was ist ein Herzinfarkt?
Der Herzinfarkt ist ein lebensbedrohliches Ereignis, das plötzlich infolge einer Herzerkrankung auftritt. In der Regel liegt dem Infarkt ein Verschluss einer Koronararterie zugrunde.
Die Koronararterien, auch Herzkranzgefäße genannt, umschließen den Herzmuskel kranzförmig und versorgen ihn mit Blut. Bei mangelndem Blutfluss kommt es zu einem akuten Nähr- und Sauerstoffmangel und somit zu einer Funktionseinschränkung des Herzens. Kann die Blutversorgung nicht innerhalb weniger Stunden wiederhergestellt werden, sterben die Herzmuskelzellen ab. Definitionsgemäß liegt ein Herzinfarkt nur dann vor, wenn eine Schädigung der Herzmuskulatur nachzuweisen ist. Andernfalls handelt es sich eher um einen Angina-pectoris-Anfall. Dieser zeigt ähnliche Symptome, hinterlässt aber keine irreversiblen Schäden.
Fast die Hälfte aller Todesfälle werden durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen und der Großteil davon durch einen Herzschlag verursacht. Jedes Jahr versterben mehr als 50.000 Menschen an einem Herzinfarkt. So ist der Infarkt des Herzens in Europa die zweithäufigste Todesursache direkt nach der chronisch ischämischen Herzkrankheit. Pro Jahr erleiden in Deutschland 300 bis 400 von 100.000 Menschen einen Herzinfarkt. Männer sind doppelt so häufig betroffen wie Frauen. Zum Vergleich: In Japan liegt die Inzidenz, also die Anzahl der Infarkte pro 100.000 Einwohner, unter 100.
Grundsätzlich treten in sozial benachteiligten Stadtteilen mehr Herzinfarktfälle auf. Zudem haben Patienten aus diesen Risikogebieten ein höheres Risiko an ihrem Infarkt zu versterben als Herzinfarktpatienten aus besser gestellten Bezirken.
Herzinfarkt – Ursachen
Der Herzinfarkt entwickelt sich meist auf dem Boden einer Gefäßverkalkung (Arteriosklerose). Die Manifestation der Arteriosklerose in den Herzkranzarterien wird Koronare Herzkrankheit (KHK) genannt.
Bei der Arteriosklerose kommt es zu einer Ablagerung von Blutgerinnseln, Bindegewebe, Calciumphosphat und Blutfetten in den Gefäßwänden. Durch die Einlagerungen und die Anlagerung von Kollagen und Proteoglykanen verhärten und verdicken die Gefäßwände zunehmend. Dadurch verengt sich auch der Gefäßdurchmesser und die für den Blutfluss wichtige Elastizität lässt nach.
Es gibt mehrere Risikofaktoren, die die Entstehung einer Arteriosklerose begünstigen. Zu den unbeeinflussbaren Risikofaktoren gehören das Alter, das männliche Geschlecht und die genetische Veranlagung. Beeinflussbare Risikofaktoren sind hingegen Rauchen, Bluthochdruck und der übermäßige Verzehr von tierischen Fetten. Auch mangelnde Bewegung im Alltag und Übergewicht können die Entstehung einer Arteriosklerose und damit auch eines Herzinfarktes begünstigen. Weitere Risikofaktoren sind erhöhte LDL-Cholesterinwerte, ein vermindertes HDL-Cholesterin und Stress. Ebenso wirken sich Erkrankungen wie Diabetes mellitus, Schilddrüsenüberfunktion, Gicht und chronische Polyarthritis negativ auf den Gefäßzustand aus. Erhöhte Homocysteinwerte werden ebenfalls als möglicher Risikofaktor für den Herzinfarkt diskutiert.
Arteriosklerotisch veränderte Gefäße sind häufig porös und können so leichter reißen als gesunde Gefäße. Bildet sich nun in einem Herzkranzgefäß ein winziger Riss, lagern sich rasch Blutplättchen (Thrombozyten) an, um diesen Riss schnellstmöglich zu verschließen. Es bildet sich ein Blutgerinnsel (Thrombus), das nicht nur den Riss, sondern aufgrund des geringen Gefäßdurchmessers der Koronargefäße auch das gesamte Gefäß verschließt. Der Blutfluss zum Herzmuskel ist unterbrochen und es kommt zum Herzinfarkt, bei dem das unterversorgte Herzmuskelgewebe zugrunde geht.
In selteneren Fällen führt ein Gefäßverschluss durch einen Gefäßkrampf, auch Koronararterienspasmus genannt, zu einem Herzinfarkt. Eine Koronararterienembolie sowie ein Stentverschluss gehören ebenfalls zu den selteneren Ursachen des Herzinfarktes.
Wie viel Gewebe betroffen ist, hängt davon ab, ob ein großes Gefäß oder nur ein Seitenast der Koronararterie verschlossen wurde. Häufig kommt es bei einem Verschluss der rechten Koronararterie zu einem Hinterwandinfarkt. Verschlüsse der linken Koronararterie führen eher zu einem Vorderwandinfarkt. Grundsätzlich gilt: Je näher der Verschluss an der Aorta liegt, desto größer ist das betroffene Herzmuskelareal und desto schwerwiegender ist der Infarkt.
Herzinfarkt – Symptome
Bei einem Herzinfarkt klagen die meisten Patienten über Schmerzen im Bereich der Brust in unterschiedlicher Ausprägung.
Charakteristischerweise tritt hinter dem Brustbein ein starkes Druckgefühl auf. Auch das Gefühl der Enge im Brustkorb oder reißende und bohrende Schmerzen werden von Herzinfarktpatienten beschrieben. Dabei muss sich die Schmerzsymptomatik nicht ausschließlich auf die Brust beschränken. Ausstrahlungen in die Arme, die Schulter, den Rücken oder den Hals sind möglich. Selbst Zahnschmerzen können ein Hinweis auf einen Herzinfarkt sein.
Es ist zu beachten, dass sich nur bei 40 Prozent aller Patienten mit Herzinfarkt die typische Infarktsymptomatik zeigt. Diabetiker, Frauen sowie ältere Patienten leiden häufiger unter uncharakteristischen Symptomen wie Übelkeit, Sodbrennen oder starker Erschöpfung. Viele der Betroffenen klagen auch über Luftnot.
Fast die Hälfte aller Infarkte verläuft unbemerkt. Man spricht hier von einem stillen oder stummen Infarkt. Stumme Infarkte betreffen Frauen häufiger als Männer.
Neben den genannten Symptomen treten weitere klinische Zeichen auf. Auch hier sind die Befunde sehr variabel. Die Patienten können unbeeinträchtigt sein oder aufgrund eines Herz-Kreislauf-Stillstandes bewusstlos werden. Pulsunregelmäßigkeiten, eine Pulsbeschleunigung, Kollaps, Bewusstlosigkeit und Herzgeräusche weisen auf Komplikationen hin. Lebensbedrohliche Komplikationen des Herzinfarktes sind das Kammerflimmern und der kardiogene Schock.
Durch Vernarbungen des Herzgewebes kann sich infolge des Infarktes zudem eine Herzschwäche (Herzinsuffizienz) entwickeln.
Eine Diagnosestellung allein anhand der Symptome ist aufgrund der Variabilität nicht möglich. Sicherheit bieten erst das Elektrokardiogramm, bildgebende Verfahren und Laboruntersuchungen.
Herzinfarkt – Therapie
Die ersten Minuten nach einem Herzinfarkt sind von großer Bedeutung für den Krankheitsverlauf. Innerhalb der ersten Stunden lässt sich der Verschluss des betroffenen Gefäßes in der Regel durch eine sogenannte Lysetherapie oder durch eine Behandlung mit einem Herzkatheter fast komplett beheben. Deshalb sollte bei Verdacht auf einen Herzinfarkt direkt der Rettungsdienst benachrichtigt werden.
Die medizinische Erstversorgung des Rettungsdienstes zielt auf eine Verbesserung der Sauerstoffversorgung des Herzmuskels ab. Zudem soll eine weitere Gerinnselbildung verhindert werden. Das Rettungsfachpersonal verabreicht in der Regel Nitro-Spray oder Nitroglycerin-Kapseln zur Gefäßweitstellung, Morphine gegen die Schmerzen und Heparin zur Blutverdünnung. Je nach Ausprägung des Infarktes können weitere medikamentöse Maßnahmen erforderlich sein.
Um das betroffene Herzkranzgefäß wieder zu eröffnen und eine Ausdehnung des Infarktes zu verhindern, wird eine Reperfusionstherapie durchgeführt. Hierfür eignen sich zwei Behandlungsverfahren. Bei der primär-perkutanen Koronarintervention wird das Gefäß mechanisch mittels Ballondilatation und Stentimplantation eröffnet. Alternativ kann das verschließende Blutgerinnsel durch die intravenöse Gabe eines gerinnselauflösenden Medikaments (Thrombolytikum) entfernt werden. Im Gegensatz zur primär-perkutanen Koronarintervention kann die thrombolytische Therapie bereits am Ort des Geschehens und nicht erst im Krankenhaus beginnen. Je früher der Behandlungsbeginn, desto bessere Ergebnisse können bei der anschließenden Therapie im Krankenhaus erzielt werden.
Da bei Herzinfarktpatienten immer die Gefahr von lebensbedrohlichen Herzrhythmusstörungen besteht, erfolgt die Behandlung im Krankenhaus in der Akutphase auf der Intensivstation mit kontinuierlicher EKG-Überwachung. Wenn der Infarkt unkompliziert verläuft, kann bereits am Tag nach dem Herzinfarkt eine schrittweise Mobilisation der Patienten erfolgen. Größere Infarkte erfordern eine längere Rehabilitationsphase.
Nach einem Herzinfarkt ist meist eine lebenslange medikamentöse Therapie mit Betablockern, ASS, ACE-Hemmern und Statinen nötig. Insbesondere nach einer Stentimplantation muss immer eine Therapie mit Acetylsalicylsäure und Thrombozytenaggregationshemmern wie Clopidogrel, Ticagrelor und Prasugrel erfolgen. Andernfalls besteht die Gefahr einer erneuten Gerinnselbildung im Bereich des Stents. Statine werden zur Stabilisierung der arteriosklerotischen Plaques und zur Senkung des LDL-Cholesterins eingesetzt. Eine typische Indikation für den Einsatz von Betablockern und ACE-Hemmern nach einem Herzinfarkt ist eine Herzschwäche. Falls die Pumpfunktion durch den Infarkt stark eingeschränkt wurde, kann ein implantierbarer Defibrillator vor dem plötzlichen Herztod schützen.
Eine besondere Rolle kommt bei der Therapie des Herzinfarktes auch den Risikofaktoren zu. Rauchen und Bluthochdruck können die Lebenserwartung der Herzinfarktpatienten drastisch senken. Der Verzicht auf Tabakrauch sowie gut eingestellte Blutdruck-, Blutzucker- und Blutfettwerte sind deshalb für die Genesung wichtig.
Zur Prävention weiterer Infarkte können eine Stentimplantation oder ein Koronararterien-Bypass erforderlich sein. Ein Stent ist eine Stütze aus Metall oder Kunststoff, die in die verengten Gefäße eingesetzt wird, um einem weiteren Verschluss vorzubeugen. Beim Koronararterien-Bypass wird eine Umgehung des Verschlusses gelegt, sodass die Durchblutung in den Versorgungsgebieten trotz des verengten Gefäßabschnittes gewährleistet ist.
Herzinfarkt – Vorbeugung
Wer einem Herzinfarkt vorbeugen oder einem zweiten Herzinfarkt entgegenwirken möchte, sollte seine individuellen Risikofaktoren beachten.
Ein gesunder Lebensstil ist die wichtigste Grundlage für die Prävention des Herzinfarktes. Regelmäßige Bewegung wirkt sich positiv auf die Herzgesundheit aus. Moderate körperliche Aktivität wie Spazierengehen oder Fahrradfahren an drei bis fünf Tagen pro Woche für etwa dreißig Minuten kann das Risiko für einen Herzinfarkt schon deutlich mindern. Für Menschen mit Herzerkrankungen oder vorangegangenem Herzinfarkt gibt es spezielle Herzsportgruppen. Hier sollte vor dem ersten Training dennoch zwingend eine ärztliche Beratung stattfinden. Sport und Bewegung im Alltag wirken sich aber nicht nur auf direktem Wege positiv auf die Herzfunktion aus, sie können auch helfen Übergewicht zu reduzieren. Adipositas ist einer der Risikofaktoren für den Herzinfarkt.
Eine ebenso entscheidende Rolle spielt aber auch eine ausgewogene Ernährung mit einem hohen Anteil an Obst und Gemüse. Tierische Fette und insbesondere Fleisch sollten hingegen nur selten auf dem Speiseplan stehen. Als empfehlenswert hat sich die sogenannte Mittelmeerkost erwiesen, die sich durch viel Obst und Gemüse sowie hochwertige pflanzliche Öle und den regelmäßigen Verzehr von Seefisch auszeichnet.
Das Risiko einen Herzinfarkt zu erleiden ist für Raucher dreimal so hoch wie für Nichtraucher. Wer das Rauchen aufgibt, kann also sein Herzinfarktrisiko deutlich reduzieren.
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