Der Grüne Star, in der medizinischen Fachsprache auch als Glaukom bezeichnet, ist ein Sammelbegriff für verschiedene Erkrankungen des Auges, die zu einem Verlust von Nervenfasern des Sehnervs führen.
Was ist ein Grüner Star (Glaukom)?
Beim Grünen Star kommt es zu einer Schädigung des Sehnervs und auch der Netzhaut. Die Erkrankung kann erworben oder angeboren sein und führt unbehandelt immer zu Erblindung. Der Name erinnert zwar an einen Vogel, beschreibt aber zum einen den bläulich-grünlichen Schimmer, den die Iris bei einem fortgeschrittenen Glaukom aufweist. Zum anderen weist die Bezeichnung Star auf den starren Blick der Betroffenen bei einer Erblindung hin. Die Mehrzahl der Erkrankungsfälle ist durch einen erhöhten Druck im Augapfel gekennzeichnet. Diese Erhöhung des Augeninnendrucks kann sowohl chronisch als auch akut auftreten.
Weltweit betrachtet gehört das Glaukom zu den häufigsten Erblindungsursachen. In Deutschland leiden rund eine halbe Million Menschen an erhöhtem Augeninnendruck. Zehn Prozent dieser Glaukom-Patienten droht die Erblindung. Augenärzte vermuten eine deutlich höhere Dunkelziffer. Schätzungen zufolge könnten in Deutschland eine Million Einwohner vom Grünen Star betroffen sein. Allerdings hat sich in den Jahren zwischen 1980 und 2000 aufgrund der verbesserten Behandlungsmethoden und der Früherkennung das Risiko, aufgrund des Grünen Stars zu erblinden, nahezu halbiert.
Grüner Star (Glaukom) – Ursachen
In den meisten Fällen ist bei einem Glaukom das Verhältnis zwischen dem Augeninnendruck und der Durchblutung des Sehnervs gestört. Der normale Augeninnendruck liegt zwischen 10 und 20 mmHg, wobei ältere Menschen meistens einen höheren Augeninnendruck aufweisen als jüngere Menschen.
Der Augeninnendruck entsteht durch das Verhältnis zwischen der Produktion des Kammerwassers im Auge und dem Kammerwasserabfluss. Das Kammerwasser wird im Ziliarkörper, einem bestimmten Teil des Auges produziert. Die klare Körperflüssigkeit gelangt von dort in die vordere und in die hintere Augenkammer. Bei einer guten Durchblutung des Sehnervs mit einem entsprechend hohen Blutdruck kann ein hoher Augeninnendruck gut ausgeglichen werden. Wird der Sehnerv allerdings schlecht durchblutet, kann sich bereits bei einem niedrigen Augeninnendruck ein Glaukom entwickeln. Besonders gefährlich ist die Kombination aus einem hohen Augeninnendruck und einem niedrigen Blutdruck im Bereich des Sehnervs.
Es gibt verschiedene Risikofaktoren, die einen dieser Mechanismen und somit auch die Entstehung des Glaukoms begünstigen. So können ein sehr niedriger Blutdruck oder ein stark schwankender Blutdruck zur Entstehung eines Grünen Stars beitragen. Ebenso kann ein zu hoher Blutdruck die Gefäße, die den Sehnerv versorgen, schädigen, sodass sich ein sogenanntes Normaldruckglaukom mit normalen Augeninnendruckwerten entwickeln kann. Auch eine hohe Kurzsichtigkeit sowie eine hohe Weitsichtigkeit gehören zu den Risikofaktoren. Während die Kurzsichtigkeit eher ein Offenwinkelglaukom zur Folge hat, kommt es bei der Weitsichtigkeit zum Engwinkelglaukom oder sogar zum akuten Glaukomanfall.
Bei der Entstehung der Erkrankung scheint auch die genetische Veranlagung eine Rolle zu spielen. Sind ein oder mehrere enge Verwandte erkrankt, steigt das Erkrankungsrisiko deutlich an. Doch nicht nur die eigene Verwandtschaft, sondern auch die ethnische Gruppe ist von Bedeutung. So erkranken dunkelhäutige bis zu fünf Mal häufiger als hellhäutige Menschen.
Ein weiterer Risikofaktor für den Grünen Star ist das Flammer-Syndrom. Es handelt sich dabei um eine fehlregulierte Blutversorgung, die unter anderem durch kalte Hände oder Füße, Tinnitus, Migräne und niedrigen Blutdruck in Erscheinung tritt. Aufgrund der verminderten Durchblutung des Sehnervs kann es hier auch ohne eine Erhöhung des Augeninnendrucks zu einer Schädigung der Nervenzellen kommen.
Ein Risiko stellen zudem sämtliche Erkrankungen und Faktoren dar, die die Blutgefäße verändern und den Blutfluss somit behindern. Dazu gehören neben Diabetes mellitus und anderen Stoffwechselerkrankungen auch Autoimmunerkrankungen und das Tabakrauchen.
Eine langjährige Kortisonbehandlung und Medikamente, die die Pupille erweitern, können ebenfalls ein Glaukom zur Folge haben.
Grüner Star (Glaukom) – Symptome
Je nach Art des Glaukoms treten unterschiedliche Symptome auf.
Beim primär chronischen Glaukom steigt der Augeninnendruck nur sehr langsam an, sodass die Betroffenen dies kaum bemerken. Wenn erste Einschränkungen des Sehvermögens auftreten und die Patienten einen Arzt aufsuchen, sind häufig bereits deutliche Schäden an der Netzhaut zu finden. Entsprechend dem Verlauf von Blutgefäßen und Nerven im Auge verengt sich das Gesichtsfeld von außen. Gelegentlich treten aber auch Gesichtsfeldausfälle direkt im Sehzentrum auf. Bei bestimmten Formen des chronischen Glaukoms bemerken die Betroffenen zudem einen Verlust der Sehschärfe und eine Abschwächung der Kontraste. Bei länger bestehendem hohem Druck im Augeninneren bilden sich durch Lichtbrechungen farbige Ringe um helle Lichtquellen. Man spricht hier auch von einer Aura. Zudem empfinden Glaukom-Patienten das Licht als unangenehm hell und weisen eine teils ausgeprägte Lichtscheu auf.
Bei einem akuten Glaukomanfall steigt der Druck im erkrankten Auge durch einen verminderten Abfluss des Kammerwassers plötzlich auf Werte bis zu 70 mmHg an. Diese dramatische Augeninnendruckerhöhung äußert sich durch eine Verhärtung des betroffenen Augapfels, gerötete Augen und Augenschmerzen. Die Druckerhöhung wird von extrem starken Kopfschmerzen begleitet. Betroffene berichten über einen sogenannten Vernichtungsschmerz. Je nach Verlauf können auch Magen- und Darmbeschwerden wie Übelkeit und Erbrechen oder sogar Herzrhythmusstörungen auftreten. Die Sehschärfe verschlechtert sich plötzlich deutlich. Die Patienten nehmen Farbringe wahr, ihre Pupillen reagieren kaum noch auf die Lichteinstrahlung. Der Anfall kann nach kurzer Zeit abklingen oder über mehrere Tage andauern. Aufgrund der Erblindungsgefahr ist ein akuter Glaukomanfall immer ein Notfall, der entsprechend eine notfallmedizinische Versorgung erfordert.
Grüner Star (Glaukom) – Therapie
Eine Therapie des chronischen Glaukoms ist dann indiziert, wenn Schäden am Sehnerv vorliegen. In diesem Fall muss der Augeninnendruck dauerhaft gesenkt werden. Hierfür kommen zunächst Augentropfen als Mono- oder Kombinationstherapie zum Einsatz. Dafür stehen Substanzen wie Beta-Blocker, Cholinergika, Cannabinol oder Carboanhydrasehemmer zur Verfügung. Diese vermindern je nach Wirkstoff die Produktion des Kammerwassers oder fördern den Abfluss. Meist ist eine lebenslange Therapie erforderlich, die je nach Ursache zusätzlich zur Therapie der Grunderkrankung durchgeführt werden muss.
Erst wenn sich mittels lokaler Medikation der gewünschte Zieldruck im Auge nicht erreichen lässt, werden operative Verfahren eingesetzt. Verfahren der Wahl ist hier zunächst die sogenannte Trabekulektomie. Durch diesen ophthalmologischen Eingriff soll die Zirkulation des Kammerwassers verbessert und so der Augeninnendruck gesenkt werden. Alternativ lässt sich der Abfluss des Kammerwassers auch durch Laseroperationen wie die Lasertrabekuloplastik oder die Laserzyklodestruktion verbessern.
Es gibt zudem Studien, die einen positiven Effekt von Entspannungstechniken auf den Augeninnendruck aufzeigen. Verfahren wie das Autogene Training oder die Progressive Muskelentspannung nach Jacobson können deshalb gut therapiebegleitend eingesetzt werden.
Im Akutfall verabreicht der behandelnde Arzt Augentropfen zur lokalen und Betablocker zur systemischen Behandlung. Begleitend erhalten die Patienten Schmerzmittel. In der Regel muss das akute Glaukom zudem operativ behandelt werden.
Grüner Star (Glaukom) – Vorbeugung
Eine wirksame Prävention gibt es nicht. Um Folgeschäden wie Einschränkungen des Gesichtsfelds oder Erblindung vorzubeugen, ist eine frühe Diagnosestellung umso wichtiger. Das Gehirn kompensiert die Sehbeeinträchtigungen für einen langen Zeitraum, sodass diese erst recht spät von den Patienten bemerkt werden.
Zur Früherkennung sind deshalb regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen beim Augenarzt anzuraten. So kann die Erkrankung entdeckt und behandelt werden, bevor irreversible Schäden des Auges entstehen. Zur sicheren Erkennung des Grünen Stars ist ein sogenanntes Glaukom-Screening zu empfehlen. Dieses besteht aus einer Messung des Augeninnendrucks, einer Beurteilung des Augenhintergrundes und einer Perimetrie, der Gesichtsfeldmessung. Da die Normaldruckglaukome nicht mit einem erhöhten Augeninnendruck einhergehen, reicht eine ausschließliche Messung des Augeninnendrucks, wie sie viele Optiker und auch Augenärzte zur Prävention anbieten, zum Ausschluss eines Grünen Stars nicht aus.
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