Gallensteine
Gallensteine verursachen oft keine Beschwerden, doch sie können auch für Bauchschmerzen, Völlegefühl und Übelkeit sorgen
Krankheiten

Gallensteine – Ursachen, Symptome und Therapie

Gallensteine sind feste Kristallisate der Gallenflüssigkeit. Das Vorhandensein von einem oder mehreren Gallensteinen wird Cholelithiasis oder Gallensteinleiden genannt.

Was sind Gallensteine?

Gallensteine entstehen dann, wenn in der Gallenflüssigkeit ein Lösungsungleichgewicht der Stoffe besteht und sich dadurch kleine oder größere kristalline Ablagerungen, sogenannte Konkremente, bilden. Wenn Gallensteine in der Gallenblase vorliegen, nennt man dies Cholezystolithiasis. Steine in den kleineren Gallengängen werden hingegen als Choleangiolithiasis bezeichnet. Mit dem Begriff Choledocholithiasis werden Gallensteine im größeren Hauptgallen- oder im Gallenausführungsgang bezeichnet. Gallensteine können in unterschiedlicher Zusammensetzung und unterschiedlicher Größe entstehen. Häufig sind die Steine nur einige Millimeter groß. Man spricht in diesem Fall vom Gallengrieß. Aber auch zentimetergroße Steine sind möglich. Es ist zwar denkbar, dass sich nur ein einzelner Stein bildet, in der Regel treten aber mehrere Gallensteine zusammen auf.

Gallensteine lassen sich anhand ihrer Zusammensetzung in drei Hauptgruppen unterteilen. 80 Prozent aller Gallensteine sind Cholesterin- oder Cholesterinmischsteine. Diese entstehen bei einem Überangebot von Cholesterin bzw. bei einem Mangel an Gallensäuren. Liegt hingegen ein Ungleichgewicht zwischen Gallensäuren und Calciumcarbonat oder Bilirubin vor, entwickeln sich Bilirubinsteine (Pigmentsteine). Diese können in seltenen Fällen zu Calciumbilirubinatsteinen heranwachsen. Ausschließlich bei der erythropoetischen Protoporphyrie, einer Erbkrankheit, können Steine aus Protoporphyrin IX entstehen. Dieses spezielle Gallensteinleiden ist aber sehr selten.

Rund 10 bis 15 Prozent aller Erwachsenen haben Gallensteine, wobei Frauen doppelt so häufig betroffen sind wie Männer. Während Gallensteinleiden vor allem in den westlichen Industriestaaten weit verbreitet sind, findet man sie in Ostasien deutlich seltener. Allerdings verursachen Gallensteine nicht immer Beschwerden. 80 Prozent aller Gallensteinträger sind beschwerdefrei.

Gallensteine – Ursachen

Bei der Entstehung der Gallensteine sind in der Regel mehrere Faktoren beteiligt. Grundlage des Gallensteinleidens ist immer ein Missverhältnis in der Gallenflüssigkeit. Im Normalfall liegt das Verhältnis von Gallensäuren zu Cholesterin bei 70:5. Ist das Verhältnis durch einen Mangel an Gallensäuren oder durch einen Überschuss an Cholesterin gestört, bildet das Cholesterin Klumpen und verhärtet.

Pigmentsteine bilden sich hingegen eher bei einem vermehrten Anfall von Bilirubin. Bilirubin entsteht bei dem Abbau der roten Blutkörperchen aus dem roten Blutfarbstoff Hämoglobin. Insbesondere bei einem vermehrten Abbau des Blutfarbstoffes, bei einer sogenannten Hämolyse, können Gallensteine aus Bilirubin entstehen.

Zu den begünstigenden Risikofaktoren gehören neben Entzündungen der Gallenwege auch Beweglichkeitsstörungen der Gallenblase und Stauungen in den Gallenwegen. Erkrankungen wie Diabetes mellitus, die Hypercholesterinämie, chronische Verstopfungen und Morbus Crohn gehen ebenfalls mit einem erhöhten Risiko einher.

Die 6F-Regel klärt über weitere Faktoren für die Gallensteinentstehung auf. Die 6F stehen für: female, forty, fertile, fat, fair und family. Das bedeutet, dass Gallensteine besonders häufig bei Frauen vom nordischen Typ auftreten, die älter als 40 Jahre sind, mehrere Kinder haben und unter Übergewicht leiden. Zudem spielt die genetische Veranlagung bei der Entwicklung der Gallensteine eine Rolle. So scheint eine Ursache des Gallensteinleidens eine Mutation des Gens ABCG8 zu sein. Dieses ist für die Bildung von Sterolin zuständig. Sterolin sorgt für den Transport von Cholesterin in die Gallenwege. Durch eine Mutation des Gens soll Sterolin verstärkt aktiviert werden, sodass es zu einem übermäßigen Transport von Cholesterin und damit zur Gallensteinbildung kommt. Für diese These spricht die familiäre Häufung von Gallensteinleiden.

Gallensteine – Symptome

Bei drei von vier Betroffenen machen sich die Steine in der Galle bzw. in den Gallengängen überhaupt nicht bemerkbar. Deshalb werden diese Gallensteine auch als stumme Steine bezeichnet. Stumme Steine sind häufig nur ein Zufallsbefund bei einer Ultraschalluntersuchung.

Falls Beschwerden auftreten, sind diese eher uncharakteristisch. So klagen die Betroffenen insbesondere nach sehr fettigen Mahlzeiten über ein Druckgefühl bzw. Schmerzen im rechten Oberbauch und über Völlegefühle. Auch Blähungen und Übelkeit können auf ein Steinleiden hinweisen. Die Gallenblase kann durch die Steine gereizt werden. Die Symptome einer gereizten Gallenblase ähneln den Beschwerden, die bei einer Magenschleimhautentzündung auftreten. Dazu gehören Bauchschmerzen und Druckgefühl im Oberbauch, Appetitlosigkeit, Übelkeit und Aufstoßen. Die Beschwerden werden schlimmer, wenn die Betroffenen etwas essen.

Deutliche Symptome treten jedoch in der Regel erst dann auf, wenn die Gallensteine wandern. Ein typisches Beschwerdebild bei wandernden Gallensteinen ist die Gallenkolik. Dabei bleibt ein Gallenstein im Gallenblasengang (Ductus cysticus) oder im Gallengang (Ductus choledochus) hängen. Die Gallenblase versucht durch rhythmische Kontraktionen ihrer Muskulatur den Stein auszutreiben. Dadurch steigt der Druck in den Gallenwegen, was sich durch sehr heftige krampfartige Schmerzen im Bereich des mittleren und rechten Oberbauchs bemerkbar macht. Charakteristischerweise strahlen die Schmerzen in den Rücken und in die rechte Schulter aus. Zwischendurch flachen die nahezu unerträglichen Schmerzen ab und beginnen dann nach einer Weile erneut. Eine einzelne Gallenkolik kann zwischen mehreren Minuten bis hin zu fünf oder sechs Stunden andauern. Vegetative Begleiterscheinungen wie Übelkeit, Aufstoßen, Erbrechen und Schweißausbrüche bis hin zum Kreislaufkollaps sind möglich. Auch die Körpertemperatur kann leicht erhöht sein.

Gallensteine, die einen Gallenweg verstopfen, können auch eine eitrige Entzündung, eine sogenannte akute Cholangitis, hervorrufen. Typische Anzeichen für eine solche Entzündung sind starke, kontinuierliche Schmerzen im rechten Oberbauch mit Ausstrahlung in Rücken und Schulter. Die Patienten haben Fieber und Schüttelfrost und leiden eventuell unter Atembeschwerden. Bei der akuten Verlaufsform der Cholangitis ist die Leber nicht nur vergrößert, sondern auch druckempfindlich. Eine Beteiligung der Leber zeigt sich über die sogenannte Charcot-Trias II. Als Charcot-Trias II bezeichnet man die Symptomenkombination aus Schmerzen im rechten Oberbauch, Fieber mit Schüttelfrost und Gelbfärbung der Haut (Ikterus).

Wenn sich ein Gallenstein in der Einmündungsstelle von Gallengang und Bauchspeicheldrüsengang in den Dünndarm festsetzt, kann sich durch den Rückstau von Verdauungssekreten eine akute Entzündung der Bauchspeicheldrüse (Pankreatitis) entwickeln. Perforationen der Gallenblase oder der Gallengänge durch einen Gallenstein können zu einer lebensbedrohlichen Bauchfellentzündung oder zu Leberabszessen führen. Ferner können Gallensteine, wenn sie in den Darm gelangen, auch einen Darmverschluss hervorrufen. Bei einer massiven Entzündung der Gallenblase durch Gallensteinreizungen sowie bei einer Gallengangsentzündung mit Abszessbildung kann ein septisches Krankheitsbild entstehen. Hier streuen die Erreger in die Blutbahn. Zu den lebensbedrohlichen Komplikationen dieser Sepsis gehören Kreislauf- und Nierenversagen.

Gallensteine – Therapie

Solange keine Beschwerden auftreten, ist auch keine Behandlung nötig.

Patienten mit einer akuten Gallenkolik erhalten intravenös schmerzlindernde und krampflösende Medikamente. Gallenkoliken erfordern zudem strenge Bettruhe und Nahrungsverzicht in den ersten Tagen nach der Kolik. Bei einer gleichzeitigen bakteriellen Entzündung der Gallenblase oder der Gallenwege kann eine Antibiotikatherapie indiziert sein.

In beschwerdefreien Intervallen können die Steine mitsamt der Gallenblase operativ entfernt werden. Heute erfolgt der Eingriff meistens laparoskopisch und nur noch selten konventionell. Die Laparoskopie ist ein minimal-invasiver Eingriff mit einer niedrigen Komplikationsrate. Jedoch können auch nach der Entfernung der Gallenblase Gallensteine im Gallengang verbleiben oder sich neu bilden. In diesem Fall kann eine endoskopisch retrograde Cholangio-Pankreatikographie (ERCP) erforderlich sein. Hier führt der Arzt ein Endoskop über den Mund und den Magen bis zur Gallengangsmündung in den Dünndarm vor. Gallensteine können dann mithilfe von kleinen Zangen aus den Gallengängen entfernt werden. Ebenso kann ein kleiner Schnitt, eine sogenannte Papillotomie, den Abfluss von Gallensteinen und Galle in den Dünndarm ermöglichen.

Eine recht neue und noch nicht etablierte Methode zur Entfernung der Gallenblase ist die natural orifice transluminal endocopic surgery. Bei dieser NOTES-Methode wird die Gallenblase bei der Frau durch die Vagina und beim Mann durch den Magen entfernt. Ein Hautschnitt ist nicht mehr nötig.

Reine Cholesterinsteine können unter Umständen medikamentös mit Ursodeoxycholsäure aufgelöst werden. Damit diese Lysetherapie erfolgreich ist, dürfen die Steine jedoch nicht größer als fünf Millimeter sein. Bei akuten und chronischen Entzündungen der Gallenblase und der Gallenwege ist die medikamentöse Lyse kontraindiziert.

Ein weiteres Verfahren, das bei der Behandlung der Gallensteine zum Einsatz kommt, ist die extrakorporale Stoßwellenlithotripsie (ESWL). Hierbei zertrümmert der Arzt die Steine mit Stoßwellen. Die Steintrümmer werden anschließend durch Gallengangskoliken in den Darm befördert und ausgeschieden. Die Gallenblase bleibt bei der ESWL unversehrt, sodass eine hohe Rezidivrate besteht.

Gallensteinen – Vorbeugung

Meistens lässt sich die Entstehung von Gallensteinen nur sehr schwer verhindern. Bei einer Neigung zu Gallensteinen oder bekannten Gallensteinleiden in der Familie empfiehlt sich eine ballaststoffreiche und fettarme Ernährung. Insbesondere der Verzehr von tierischen Fetten sollte stark eingeschränkt werden. Eine regelmäßige Kontrolle der Blutfettwerte und besonders der Cholesterinwerte ist empfehlenswert. Da Übergewicht die Entstehung von Gallensteinen begünstigt, sollte ein Normalgewicht mit einem BMI zwischen 20 und 25 angestrebt werden. Nulldiäten, Fasten und eine sehr schnelle sowie medizinisch nicht betreute Gewichtsabnahme sind hingegen nicht empfehlenswert.

Auch wer bereits unter Gallensteinen leidet und Gallenkoliken sowie Entzündungen der Gallenblase oder der Gallengänge vorbeugen möchte, sollte fettreiche Mahlzeiten meiden. Sehr fettige Mahlzeiten können eine Gallenkolik verursachen. Eine entfernte Gallenblase stellt für die meisten Betroffenen hingegen kaum eine Einschränkung dar. In der Regel werden die meisten Speisen trotz fehlender Gallenblase gut vertragen. Sehr fettreiche Mahlzeiten können jedoch zu Fettverdauungsstörungen mit schmierigem und fettigem Stuhl sowie zu Durchfällen führen, sodass auch hier eher fettärmere Gerichte bevorzugt werden sollten.

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