FSME, die Frühsommer-Meningoenzephalitis ist eine Infektionskrankheit, die durch das FSME-Virus ausgelöst wird. Ursächlich ist der Biss einer infizierten Zecke.
Was ist FSME?
FSME ist die Abkürzung für Frühsommer-Meningoenzephalitis. Es handelt sich dabei um eine virale Erkrankung, die durch Zecken auf den Menschen übertragen wird.
Über einen Stich der Zecke Ixodes ricinus (Gemeiner Holzbock) gelangen die Viren in die Blutbahn des Menschen. Eine Übertragung ist zudem in seltenen Fällen über den Konsum von kontaminierter Rohmilch möglich. Die Erkrankung geht mit grippeähnlichen Symptomen und Fieber einher. Bei einem Teil der Patienten entwickelt sich zudem eine Meningoenzephalitis, also eine Entzündung des Gehirns und der Hirnhäute.
FSME ist in Deutschland nach §7 des Infektionsschutzgesetzes meldepflichtig. Jedes Jahr werden in Deutschland rund 500 Fälle der Meningoenzephalitis gemeldet. In der Schweiz und in Österreich tritt die Infektionskrankheit deutlich seltener auf. Da die FSME oft mit einer unspezifischen Symptomatik einhergeht, die leicht mit einer Grippe verwechselt werden kann, ist die Dunkelziffer vermutlich deutlich höher.
FSME – Ursachen
Die Erkrankung wird durch das FSME-Virus ausgelöst. Es handelt sich dabei um ein Virus aus der Gruppe der Flaviviren, zu der auch weitere humanpathogene Viren wie beispielsweise das Gelbfieber-Virus oder das Dengue-Virus gehören. In Deutschland kommt hauptsächlich der zentraleuropäische Untertyp vor. Dieser wird vor allem von dem Gemeinen Holzbock, einer in Deutschland, Österreich und der Schweiz heimischen Zeckenart, übertragen.
Die Zecken leben in Wäldern, in hohem Gras sowie im Gebüsch und bevorzugen Säugetiere als Wirt. Bei einem Zeckenstich ritzt das Tier die Haut des ausgewählten Wirts an und verankert anschließend einen Stachel in der Wunde. Beim Einstich gelangt das FSME-Virus über die Speicheldrüse der Zecke in den Körper. Zu den Endemiegebieten in Deutschland gehören neben Baden-Württemberg und Bayern auch Thüringen und das südliche Hessen. Ebenso zählen verschiedene Landkreise in Rheinland-Pfalz, im Saarland und in Sachsen zu den Risikogebieten Deutschlands. Hier sind schätzungsweise zwischen 0,1 und 5 Prozent aller Zecken mit dem Virus infiziert. In Europa besteht die Gefahr einer Ansteckung unter anderem in Österreich, der Schweiz, in Schweden sowie in Südosteuropa und in Italien.
Wie der Name der Infektionskrankheit erahnen lässt, tritt die Frühsommer-Meningoenzephalitis vor allem im Frühjahr und im Sommer auf. Zu dieser Zeit weisen die virustragenden Zecken eine höhere Aktivität auf. Bei einer warmen Witterung können jedoch auch Erkrankungsfälle im Winter auftreten.
Sehr selten ist eine Übertragung des FSME-Virus durch virusinfizierte Milch von Schafen, Ziegen und Kühen Auslöser der Erkrankung. Eine Übertragung von Mensch zu Mensch ist hingegen nicht möglich.
FSME – Symptome
Ein hoher Anteil der FSME-Infektionen verläuft asymptomatisch. So kommt es bei bis zu 95 Prozent aller Infektionsfälle zu keinerlei oder lediglich zu grippeähnlichen Beschwerden.
Typischerweise verläuft die Frühsommer-Meningoenzephalitis jedoch in zwei Phasen. Nach einer Inkubationszeit von ein bis zwei Wochen treten grippeähnliche Symptome wie Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen auf. Diese bilden sich nach einigen Tagen von alleine wieder zurück. 70 Prozent der Patienten mit diesen Symptomen entwickeln eine Woche nach dem Rückgang des Fiebers einen zweiten Fiebergipfel mit Körpertemperaturen von bis zu 40 Grad Celsius. In diesem zweiten Stadium sind auch das Gehirn und die Hirnhäute von der Erkrankung betroffen.
Die Hälfte aller Patienten entwickelt eine Meningitis, bei etwa 40 Prozent kommt es zu einer Meningoenzephalitis. Bei der Meningitis sind die Hirn- und Rückenmarkshäute entzündet. Leitsymptom sind starke Kopfschmerzen, die mit einer Nackensteifigkeit einhergehen. Auch Bewusstseinsstörungen, Übelkeit und eine Licht- sowie Geräuschüberempfindlichkeit können auftreten. Bei der Meningoenzephalitis sind nicht nur die Hirn- und Rückenmarkshäute, sondern auch das Gehirn von der Entzündung befallen. Die Betroffenen leiden unter Kopfschmerzen, Fieber und starker Abgeschlagenheit. Je nach Lokalisation und Ausprägung der Entzündung kann es zu Lähmungen, Krämpfen oder Bewusstlosigkeit kommen. Auch Sehstörungen mit Doppelbildsehen oder Orientierungsstörungen sind typische Symptome der Enzephalitis. Im weiteren Krankheitsverlauf können die Sprachfähigkeit sowie die Geruchs- und Geschmacksempfindungen eingeschränkt sein.
Bei schweren Krankheitsverläufen besteht die Gefahr von bleibenden neurologischen Schäden. So können Lähmungen, epileptische Anfälle oder chronische Kopfschmerzen über Monate oder sogar Jahre nach der eigentlichen Erkrankung fortbestehen. Jedoch kommt es selbst bei ausgeprägten Symptomen oft zu einer vollständigen Heilung. Bei einem Prozent aller Erkrankten, die eine Beteiligung des Zentralnervensystems aufweisen, endet die Frühsommer-Meningoenzephalitis tödlich.
FSME – Therapie
Eine kausale Behandlung der Infektionskrankheit ist nicht möglich, da keine spezifischen Medikamente gegen die auslösenden Viren existieren. Sobald die Erkrankung ausgebrochen ist, kann lediglich zur Linderung der einzelnen Beschwerden symptomatisch behandelt werden. Die Patienten müssen strenge Bettruhe halten und bekommen zudem Schmerzmittel. Fiebersenkende Mittel, die sogenannten Antipyretika, sowie Glukokortikoide werden in der Regel nicht genutzt.
Bei besonders schweren Krankheitsverläufen kann eine intensivmedizinische Behandlung mit künstlicher Ernährung und der intravenösen Zufuhr von Flüssigkeit indiziert sein. Auch eine kontrollierte Beatmung kann je nach Schwere der Erkrankung erforderlich sein.
Eine wichtige Rolle spielt die Rehabilitation nach überstandener Krankheit. Um neurologische Folgeschäden zu verhindern, kommen Logopädie, Physiotherapie und verschiedene neurophysiologische Trainingsmethoden zum Einsatz.
FSME – Vorbeugung
Um eine Infektion mit dem FSME-Virus zu verhindern, sollten Zeckenstiche nach Möglichkeit vermieden werden. Bei Wanderungen durch den Wald oder durch hohes Gras sollte möglichst viel Körperoberfläche von Kleidung bedeckt sein. Es empfehlen sich festes Schuhwerk, lange Hosen und langärmlige Shirts. Das Risiko eines Zeckenbefalls lässt sich zudem durch den Einsatz von sogenannten Repellents für einige Stunden senken.
Nach einem Aufenthalt im Wald in zeckengefährdeten Gebieten sollte der Körper gründlich nach Zecken abgesucht werden. Auch versteckte Körperstellen sollten dabei beachtet werden. So sitzen die Zecken insbesondere bei Kindern bevorzugt am Haaransatz.
Bei Zeckenbefall muss das Tier umgehend entfernt werden. Dabei ist darauf zu achten, dass sämtliche Teile der Zecke entfernt werden. Andernfalls kann es zu schweren Entzündungen kommen. Geeignet sind spezielle Instrumente zur Zeckenentfernung oder Pinzetten. Die Zecke wird an ihren Stichwerkzeugen gepackt und langsam aus der Haut gezogen. Sie darf beim Entfernen nicht gedreht werden und sollte niemals vorher mit Klebstoffen, Öl oder anderen Substanzen beträufelt werden. Diese Reizungen führen dazu, dass die Zecke vermehrt ihren Speichel und damit mögliche Krankheitserreger in den Körper abgibt. Nach der Zeckenentfernung sollte eine gründliche Wunddesinfektion durchgeführt werden.
Einwohner und Besucher potenzieller Risikogebiete können sich gegen das FSME-Virus impfen lassen. Für einen sicheren Impfschutz sind eine Grundimmunisierung und zwei Teilimmunisierungen nötig. Die Impfung muss alle drei bis fünf Jahre aufgefrischt werden. Nach einer Zeckenexposition ist eine Impfung zum Schutz vor FSME allerdings sinnlos.
Bildnachweis: © Aksenova Natalya / shutterstock.com