Das Chronische Erschöpfungssyndrom betrifft häufiger Frauen als Männer und tritt in vielen Fällen erstmals ab dem 30. Lebensjahr auf. Wodurch diese Erkrankung ausgelöst wird, ist noch nicht abschließend erforscht.
Das Chronische Erschöpfungssyndrom wird zu den neuroimmunologischen Erkrankungen gezählt. Betroffene fühlen sich über einen länger anhaltenden Zeitraum müde und erschöpft. Die Erkrankung kann von weiteren Symptomen wie Schlafstörungen, Muskelschmerzen oder Immunschwäche begleitet sein. Über die Ursachen sind sich Forscher noch nicht abschließend einig. Wie es zum Chronischen Erschöpfungssyndrom kommt und wie sich die Störung behandeln lässt, kann im Folgenden nachgelesen werden.
Was ist ein Chronisches Erschöpfungssyndrom?
Das Chronische Erschöpfungssyndrom, auch Chronic Fatigue Syndrome, kurz CFS, ist eine Erkrankung, welche die Nerven und das Immunsystem betrifft und sich sehr vielgestaltig äußern kann. Der Patient leidet unter einer schwerwiegenden physischen wie psychischen Erschöpfung, wofür keine körperlichen oder seelischen Ursachen gefunden werden können.
Die Betroffenen klagen über verschiedene unspezifische Beschwerden, die sich selbst bei geringer körperlicher und geistiger Belastung verschlimmern. Auch wenn sich der Patient schont und zur Ruhe kommt, ist keine nachhaltige Besserung der Symptome zu erwarten. Zudem kommt es zu einer massiven Beeinträchtigung der Leistungsfähigkeit. Viele vom Chronischen Erschöpfungssyndrom Betroffene müssen ihren Beruf aufgeben und sind bettlägerig. Auf den Betroffenen lastet ein großer Leidensdruck, weil die Erkrankung häufig nicht erkannt wird und Angehörige und Freunde des Kranken die Störung nicht ernst nehmen.
Genaue Zahlen über die Häufigkeit der Erkrankung lassen sich nur schwer festlegen. Der Bundesverband Chronisches Erschöpfungssyndrom rechnet deutschlandweit mit etwa 300.000 Erkrankten. Weltweit leiden schätzungsweise 17 Millionen Menschen an CFS. Dabei sind Frauen deutlich häufiger betroffen. Das Chronische Erschöpfungssyndrom kann in allen Lebensphasen auftreten. Häufig tritt die Erkrankung ab dem 30. Lebensjahr erstmals in Erscheinung.
Ursachen des Chronischen Erschöpfungssyndroms
Über die Ursachen der Erkrankung ist sich die Wissenschaft bislang nicht eindeutig im Klaren. Neueren Forschungsergebnissen zufolge ist von einer Autoimmunerkrankung in Verbindung mit einer Störung des Energiestoffwechsels in den Zellen auszugehen.
Verschiedene Faktoren stehen im Verdacht, dem Chronischen Erschöpfungssyndrom vorauszugehen, es zu verursachen oder die Erkrankung aufrechtzuerhalten.
genetische Faktoren | auslösende Faktoren | aufrechterhaltende Faktoren |
---|---|---|
genetische Anfälligkeit Infekt in stressiger und arbeitsintensiver Phase | Infektionen wie Grippe, Borreliose oder Epstein-Barr-Viren Verletzungen Operationen Schwangerschaften belastende Ereignisse | Stress körperliche Überlastung Depressionen erhöhte Infekt Anfälligkeit |
Symptome des Chronischen Erschöpfungssyndroms
Die Krankheit ist schwer zu diagnostizieren. Um dies zu erleichtert, gelten für die Klassifizierung internationale Kriterien.
Die Kanadischen Konsensuskriterien (CCC) schreiben folgende Symptome vor:
- Körperliche oder geistige Erschöpfung, die Einfluss auf die Lebensqualität besitzt, neu auftritt, anhält oder wiederkehrt.
- Unerklärliche und ungewöhnliche Erschöpfung, die nach körperlicher oder geistiger Belastung auftritt. Das Krankheitsgefühl verstärkt sich. Es ist mehr als ein Tag nötig, um sich zu erholen.
- Auftreten von Schlafstörungen
- Muskel- oder Gelenkschmerzen
- Kopfschmerzen
- Zusätzlich müssen mindestens zwei dieser neurologischen Befunde vorliegen:
- Verwirrtheit
- Konzentrationsschwäche
- Beeinträchtigung des Kurzzeitgedächtnisses
- Koordinationsstörungen
- Wortfindungsstörungen
Weiterhin ist für die Diagnose der Erkrankung mindestens ein Symptom aus zwei der nachfolgenden Kategorien notwendig:
Kategorie | Symptome |
---|---|
autonome Manifestationen | Herzklopfen Schwindel Übelkeit Blässe |
neuroendokrine Manifestationen | Schweißausbrüche Gewichtsveränderungen Appetitlosigkeit oder Heißhunger Verschlimmerung der Beschwerden bei Stress |
immunologische Manifestationen | Infekt Anfälligkeit Grippe-Symptome Halsschmerzen Überempfindlichkeit gegenüber Lebensmitteln, Medikamenten oder chemischen Stoffen |
Die Beschwerden müssen mindestens ein halbes Jahr anhalten, bevor die Diagnose gerechtfertigt erscheint. Bei Kindern sind drei Monate ausreichend.
Weiterhin gilt es bei der Diagnosefindung folgende Erkrankungen als Ursache für die Symptomatik auszuschließen:
- Schilddrüsenfunktionsstörungen
- Lebererkrankungen
- Blutarmut
- Diabetes
- Tumorerkrankungen
- Rheuma
- Multiple Sklesose
- Borreliose
- Adipositas
- Alkohol- oder Drogenmissbrauch
Verlauf des Chronischen Erschöpfungssyndroms
Das Chronische Erschöpfungssyndrom ist von individuellen Verläufen gekennzeichnet. Die Erkrankung beginnt meist plötzlich und häufig als Folge eines vorausgegangenen Infektes. Die Betroffenen können sich aus heiterem Himmel so schlecht fühlen, dass sie kaum noch das Haus verlassen.
Nach Monaten oder Jahren verbessern sich die Symptome häufig. Ob dies spontan geschieht oder eine bestimmte Therapie angeschlagen hat, ist meist nicht festzustellen. Die Rückfallquote ist jedoch sehr hoch. Bei körperlicher oder seelischer Belastung und nach überstandenen Infekten kann es zu einem Rückfall kommen. Viele Betroffene müssen mit dauerhaften Einschränkungen im Alltag leben. Die Einschränkungen ziehen nicht selten eine Invalidität nach sich.
Seltener nimmt die Erkrankung einen schleichenden Verlauf und tritt nicht plötzlich auf. Die Beschwerden verschlimmern sich mit der Zeit. Diese Verläufe sind deutlich schwieriger zu behandeln.
Behandlung des Chronischen Erschöpfungssyndroms
Allgemeine Richtlinien für die Therapie der Erkrankung existieren nicht. Es gilt, eine individuelle Behandlung zu finden. Diese muss auf die vorhandenen Symptome abgestimmt werden und darf mögliche Begleiterkrankungen nicht ausschließen. Dabei sind medikamentöse und nicht medikamentöse Behandlungsformen in Betracht zu ziehen.
Chronisches Erschöpfungssyndrom mit Medikamenten behandeln
Kommt es zu Kopf- oder Muskelschmerzen, werden Schmerzmittel verordnet. Wird die Symptomatik von Depressionen beherrscht, sind Antidepressiva angezeigt. Chronische bakterielle Infektionen lassen sich mit Antibiotika behandeln. Bei einem nachweislichen Mangel an Vitaminen und Mineralstoffen lässt sich das Defizit mit entsprechenden Präparaten und Nahrungsergänzungsmitteln beheben.
Chronisches Erschöpfungssyndrom ohne Medikamente behandeln
Damit sich die Beschwerden nicht verschlimmern, wird den Patienten geraten, sich nicht zu überanstrengen und emotionale Belastungen zu vermeiden. Dies kann der Betroffene mithilfe von Entspannungstechniken wie Autogenes Training, Yoga oder Progressiver Muskelentspannung lernen.
Auch eine Ernährungsumstellung kann die Beschwerden häufig verringern. Auf Alkohol ist zu verzichten. Frisches Obst und Gemüse, proteinreiche Nahrungsmittel und Ballaststoffe gehören auf den Speiseplan. Bei Allergien und Überempfindlichkeiten ist der Kontakt mit Schadstoffen zu vermeiden. Ein Allergietest bringt Gewissheit über mögliche Gefahrenquellen.
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