Der Begriff Bluthochdruck (Hypertonie) bezeichnet in der Regel eine arterielle Hypertonie. Dabei ist der Blutdruck im arteriellen Gefäßsystem zu hoch.
Was versteht man unter Bluthochdruck?
Der Blutdruck ist der Druck, den das Blut in einem Blutgefäß ausübt. In der medizinischen Fachsprache wird deshalb auch der Begriff Gefäßdruck genutzt. Zwar herrscht in allen Gefäßen ein gewisser Blutdruck, gemeint ist jedoch in der Regel der Druck, der in den größeren Arterien gemessen wird. Somit bezieht sich auch die Bezeichnung Bluthochdruck auf den erhöhten Druck des Blutes in den größeren arteriellen Blutgefäßen.
- Unter Normalbedingungen liegt der Blutdruck idealerweise bei 120/80 mmHg
- Leichter Bluthochdruck liegt ab einem systolischen Wert von 140 mmHg und ab einem diastolischen Wert von 90 mmHg vor
- Von einer schweren Hypertonie spricht man, wenn der systolische Wert 180 mmHg übersteigt und der diastolische Blutdruckwert bei mehr als 90 mmHg liegt
Natürlich schwankt bei jedem Menschen der Blutdruck. So steigt der Druck in den Gefäßen bei körperlicher Anstrengung oder auch bei psychischem Stress an. Im Schlaf oder in anderen Ruhephasen ist der Druck hingegen deutlich niedriger. Diese Schwankungen sind normal und Teil der physiologischen Anpassung an die Umgebung. Deshalb spricht man erst dann von Hypertonie, wenn der Blutdruck dauerhaft zu hoch ist. Rund 10-50 Prozent der Gesamtbevölkerung leiden in den Industriestaaten unter Bluthochdruck. Deutschland ist hier Spitzenreiter. Auch bei den Folgeerkrankungen des Bluthochdrucks steht Deutschland an der Spitze Europas. So sterben nirgendwo mehr Menschen an den Folgen eines Schlaganfalls als in Deutschland.
Mehr als 20 Prozent aller Mitteleuropäer weisen einen stark erhöhten Blutdruck mit systolischen Werten von mehr als 160 mmHg auf. Mit dem Alter steigt das Risiko für eine Hypertonie deutlich an. Ab einem Alter von 60 hat nur noch jeder Vierte normale Blutdruckwerte. Bei Menschen über 80 Jahren liegt der Anteil der Hypertoniker mit Blutdruckwerten ab 160 mmHg bei 30 Prozent. Somit gehört Bluthochdruck zu den Volkskrankheiten und ist einer der häufigsten Gründe, warum Patienten in einer allgemeinmedizinischen Praxis vorstellig werden.
Bluthochdruck – Ursachen
Grundsätzlich kann zwischen einer primären und einer sekundären Hypertonie unterschieden werden.
Bei der primären Hypertonie, auch essentielle Hypertonie genannt, kann keine zugrunde liegende Erkrankung identifiziert werden. Bei der sekundären Hypertonie gibt es hingegen eine ursächliche Erkrankung. Bei bis zu 95 Prozent der Patienten mit Bluthochdruck liegt eine primäre Hypertonie vor. Es handelt sich beim primären Bluthochdruck um ein multifaktorielles Geschehen, bei dem eine genetische Komponente eine Rolle zu spielen scheint. Es sind verschiedene Mutationen bekannt, die zu Bluthochdruck führen können. Allerdings handelt es sich bei diesen Mutationen um eine polygene Ursache des Bluthochdrucks. Das bedeutet, dass die Genmutationen für sich genommen die krankhafte Erhöhung des Drucks nicht erklären können. Für einen Einfluss der Gene spricht auch, dass Bluthochdruck gehäuft in Familien auftritt. Verschiedene Faktoren im Lebenswandel spielen jedoch bei der Entwicklung des Bluthochdrucks eine entscheidende Rolle. So zeigt sich eine Erhöhung des Blutdrucks häufig im Rahmen des metabolischen Syndroms, das durch eine ungesunde Ernährung begünstigt wird. Auch die eigene Konstitution, Alkohol- und Tabakkonsum sowie Stress wirken sich auf den Gefäßzustand und damit auch auf den Blutdruck aus. Die primäre Hypertonie ist jedoch eine Ausschlussdiagnose. Sie darf erst dann gestellt werden, wenn andere Ursachen für den erhöhten Blutdruck ausgeschlossen wurden.
Bei der sekundären Hypertonie ist im Gegenteil zur primären Hypertonie eine klare Ursache erkennbar. Dies ist bei 5-15 Prozent der Hypertoniker der Fall. Am häufigsten sind Nierenerkrankungen für die sekundäre Hypertonie verantwortlich. Chronische Entzündungen der Nieren oder diabetische Schäden können zu einer Kompression der Nieren führen. Dadurch können die Organe weniger Salz ausscheiden, sodass der Blutdruck durch den osmotischen Druck steigt. Eine weitere renale Ursache des Bluthochdrucks ist die Nierenarterienstenose. Diese kann durch Arteriosklerose oder durch Bindegewebserkrankungen hervorgerufen werden. Durch die Verengung der Nierenarterie wird die Niere unzureichend durchblutet. Die Mangeldurchblutung aktiviert das sogenannte Renin-Angiotensin-Aldosteron-System (RAAS). Dadurch kommt es zu einer verminderten Salzausscheidung über die Niere und damit zu einem erhöhten Blutvolumen bzw. zu einem erhöhten Blutdruck. Grundlage dieses Blutdruckanstiegs ist der sogenannte Goldblatt-Mechanismus.
Doch die Ursachen des Bluthochdrucks können auch im endokrinen System zu finden sein. Beim Conn-Syndrom führt ein erhöhter Blutspiegel des Hormons Aldosteron zu einer Aktivierung des RAAS und damit zu einem Blutdruckanstieg. Bei einem Phäochromozytom schütten die Nebennieren hingegen vermehrt Adrenalin und Noradrenalin aus. Dadurch kommt es zu einer Aktivierung des sympathischen Nervensystems und folglich auch zu einem Blutdruckanstieg. Das Cushing-Syndrom geht hingegen mit erhöhten Cortisolwerten einher. Cortisol sorgt für eine vermehrte Rückresorption von Salz an der Niere und trägt damit auch zu einer Erhöhung des Blutdrucks bei. Seltener sind Erkrankungen wie das adrenogenitale Syndrom, die Akromegalie oder der Hyperparathyreodismus Ursache der Hypertonie.
Eine unterschätzte Ursache der sekundären Hypertonie ist zudem das Schlafapnoe-Syndrom. Hier haben die Betroffenen in der Nacht Atemaussetzer. Bei diesen Atemaussetzern setzt eine sympathikotone Weckreaktion des Körpers ein, die zunächst nachts zu Blutdruckerhöhungen führt. Bei länger andauernder Erkrankung bleibt der Blutdruck auch tagsüber erhöht.
Bluthochdruck – Symptome
Bluthochdruck zeigt lange Zeit keine Symptome oder macht sich lediglich durch uncharakteristische Beschwerden bemerkbar. Typisch für Bluthochdruck sind morgendliche Kopfschmerzen, die jedoch durch eine Erhöhung des Kopfkissens verschwinden. Auch Schwindel, Übelkeit oder Nasenbluten können auf einen hohen Blutdruck hinweisen. Einige Patienten leiden zudem unter Müdigkeit, Abgeschlagenheit und Schlaflosigkeit.
Bei sehr starken Erhöhungen des Blutdrucks kann es zu Luftnot bei Belastung kommen. Sehstörungen und Angina pectoris treten ebenfalls bei erhöhtem Blutdruck auf. Die Angina pectoris entsteht durch eine vorübergehende Durchblutungsstörung des Herzens und geht mit krampfartigen Schmerzen in der Herzgegend, Angstzuständen und Schweißausbrüchen einher.
In selteneren Fällen äußert sich der hohe Blutdruck durch vermehrtes Wasserlassen, eine Neigung zum Schwitzen oder eine verminderte Belastungsfähigkeit.
Häufig macht sich der erhöhte Blutdruck jedoch erst durch Folgeschäden bemerkbar, was ihm den Ruf als schleichende Gefahr eingebracht hat. So ist hoher Blutdruck einer der Hauptrisikofaktoren für die Entwicklung einer Gefäßverkalkung (Arteriosklerose). Diese begünstigt wiederum Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall. Die Deutsche Hochdruckliga weist darauf hin, dass fast die Hälfte aller Todesfälle durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen verursacht wird, die mit einem arteriellen Bluthochdruck in Zusammenhang stehen. Ein dauerhaft erhöhter Blutdruck kann zudem den Herzmuskel schädigen. Da das Herz gegen den hohen Druck in den Gefäßen anpumpen muss, wird die Herzmuskulatur dicker und steifer. Langfristig kommt es dadurch zu einer schlechten Füllung des Herzens und zu einer Herzschwäche (Herzinsuffizienz).
Zusätzlich beeinträchtigt der hohe Druck die kleinen Gefäße. So kann Hypertonie die Netzhautgefäße verändern. Die Folge ist der sogenannte Fundus hypertonicus. Hier kann es zu einer dauerhaften Schädigung der Netzhaut mit Sehstörungen bis hin zur Erblindung kommen. Auch die Niere kann durch anhaltenden hohen Blutdruck Schäden erleiden. Die nicht entzündliche Nierenkrankheit, die durch den arteriellen Bluthochdruck hervorgerufen wird, nennt man Nephrosklerose oder hypertensive Nephropathie. Sie geht mit einer Nierenfunktionseinschränkung und einer erhöhten Eiweißausscheidung einher.
Bluthochdruck – Therapie
Ziel der Therapie ist es, das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen zu reduzieren. Eine wichtige Grundlage der Behandlung ist bei der primären Hypertonie die Veränderung des Lebensstils. Raucher sollten auf ihren Tabakkonsum verzichten und auch Alkohol ist für Hypertoniker nicht empfehlenswert. Bei übergewichtigen Patienten kann eine Gewichtsreduktion den Blutdruck deutlich senken. Pro 10 Kilogramm Gewichtsverlust lässt sich der Blutdruck um 5 bis 20 mmHg reduzieren. Auch regelmäßige körperliche Aktivität wirkt sich positiv auf den Druck in den Gefäßen aus. Hingegen steigert der übermäßige Konsum von Kochsalz das Risiko für Bluthochdruck, sodass Menschen mit erhöhtem Blutdruck ihren Salzkonsum verringern sollten.
Sollten diese Änderungen des Lebensstils nicht ausreichen, erfolgt in der Regel eine medikamentöse Monotherapie mit ACE-Hemmern, AT1-Antagonisten, Betablockern, Diuretika oder Calciumantagonisten. Welche Medikamente zum Einsatz kommen, hängt von dem Alter der Patienten und von den Begleiterkrankungen ab. Lässt sich der erhöhte Blutdruck mit den entsprechenden Arzneimitteln nicht einstellen, kann eine sogenannte renale Sympathikusdenervation durchgeführt werden. Dabei werden sympathische Nervenfasern in den Nierenarterien verödet. Ein weiteres invasives Verfahren, das bei der schwer einstellbaren Hypertonie zum Einsatz kommt, ist die Barorezeptorstimulation. Bei dieser Methode werden den Patienten Elektroden im Bereich der Gabelung der Halsschlagader implantiert. Über eine Reizung der Druckrezeptoren lässt sich eine Blutdrucksenkung erwirken.
Bei der sekundären Hypertonie wird die zugrunde liegende Erkrankung behandelt.
Bluthochdruck – Vorbeugung
Eine gesunde Ernährung mit ausreichend Obst und Gemüse sowie mit wenig tierischen Fetten trägt zur Gesundheit des gesamten Herz-Kreislauf-Systems bei. Auch ausreichende Bewegung und regelmäßiger Ausdauersport senken das Bluthochdruckrisiko. Alkohol sollte auf ein Minimum beschränkt werden. Wer seinen Zigarettenkonsum einschränkt oder bestenfalls komplett mit dem Rauchen aufhört, senkt sein Risiko für Gefäßerkrankungen und Bluthochdruck ebenfalls deutlich.
Auch Stress spielt eine Rolle bei der Entstehung des Bluthochdrucks, sodass Techniken zur Stressbewältigung und Entspannung wie die Progressive Muskelrelaxation nach Jacobson oder das Autogene Training sich gut zur Prävention der Hypertonie eignen.
Lesen Sie auch unsere Tipps gegen Bluthochdruck.
Bildnachweis: © Dragon Images / shutterstock.com