Immer mehr Menschen stoßen im schuldmedizinischen Bereich an die Grenzen des Möglichen. Und auch nicht jeder ist mit den dort angewendeten Methoden und Therapieansätzen einverstanden. Oftmals zählt in der Behandlung von Krankheiten nicht mehr der Mensch, sondern der finanzielle Aspekt – mit teilweise bedenklichen Resultaten. Einen Ausweg aus diesem Dilemma bietet die sogenannte Alternativmedizin – ein Überbegriff für verschiedenste Arten von Heilverfahren und Therapieansätzen, zu denen auch die Traditionelle Chinesische Medizin, kurz: TCM, gehört.
In China häufig als alleinige Behandlungsform angewendet, kommt die TCM hierzulande meist ergänzend zu schulmedizinischen Behandlungsmethoden zum Einsatz.
Was ist TCM?
Die TCM fasst die Diagnoseverfahren, Symptominterpretationen und Heilmethoden zusammen, die in China seit Jahrtausenden überliefert werden. Der Unterschied zwischen der (modernen) westlichen Medizin und der TCM besteht im Besonderen aus den verschiedenen Leitbildern. Während sich die westliche Medizin sehr stark an der Naturwissenschaft orientiert und dementsprechend auf das Gegenständliche bezogen ist, bezieht die Traditionelle Chinesische Medizin nicht nur den Körper, sondern auch Geist und Seele mit ein und versteht sich somit als ganzheitliche Gesundheitslehre. Sie eignet sich daher insbesondere zur sanften Heilung von Erkrankungen und Fehlfunktionen und zur Vorbeugung gegen Krankheiten. Die westliche Medizin dagegen wird fast nur für akute Krankheitsbilder eingesetzt.
Die verschiedenen Verfahren der TCM
Zu den bekanntesten therapeutischen Verfahren der Traditionellen Chinesischen Medizin zählen die Akupunktur und Akupressur, begleitet von der Moxibustion (das gezielte Erwärmen der Nervenreizpunkte) und der Schröpftherapie. Aber auch die Arzneitherapie unter Anwendung hauptsächlich natürlicher Arzneimittel ist inzwischen sehr bekannt. Begleitet werden die Therapieansätze durch Massagetechniken wie Shiatsu und spezielle Bewegungsübungen, z.B. Qigong und Taijiquan.
Wirkt die Traditionelle Chinesische Medizin?
Drüber streiten sich Wissenschaft und Vertreter der Alternativmedizin seit vielen Jahren. Fakt ist: Zwar hat sich mittlerweile auch in China die westliche Medizin etabliert, viele Chinesen schwören aber noch immer auf die Behandlungsmethoden der TCM, deren Wirksamkeit jedoch nur zum geringsten Teil wissenschaftlich nachgewiesen werden kann. Um zu verstehen, wo die TCM genau ansetzt, muss man zumindest die Grundlagen nachvollziehen können. In der TCM geht man davon aus, dass jeder Mensch ein gewisses Potenzial an sogenannter Lebensenergie besitzt. Diese Energie wird „Qi“ genannt. Das menschliche Leben endet dann, wenn das Qi vollständig aufgebraucht ist. Damit der Mensch gesund ist, muss das Qi in vorgegebenen Bahnen – Meridiane genannt – durch den ganzen Körper fließen. Krankheiten und körperliche, geistige und seelische Ungleichgewichte entstehen nach der TCM, wenn der Fluss des Qi im Körper behindert ist oder an einer Stelle ganz unterbunden wird. Somit zielen alle Verfahren und Methoden der TCM immer darauf ab, den Fluss der Lebensenergie im menschlichen Körper zu verbessern bzw. wieder herzustellen.
Das Problem dabei: Die Lebensenergie Qi lässt sich mit herkömmlichen wissenschaftlichen Methoden nicht messen. Unzählige Studien zeigen jedoch, dass von den entsprechenden Methoden der TCM eine Wirkung ausgeht. Teilweise sind diese sogar schon in Rahmen der westlichen Medizin anerkannt, man denke nur an Akupressur und Akupunktur.
Wofür eignet sich die Traditionelle Chinesische Medizin?
Aufgrund ihrer ganzheitlichen Eigenschaften ist die TCM insbesondere für chronische Krankheiten und Funktionsstörungen des Körpers einsetzbar und ergänzt damit die Methoden der westlichen Schulmedizin in idealer Weise. So können die Verfahren der uns bekannten Schulmedizin für alle akuten Krankheitsbilder und Beschwerden eingesetzt werden, während die TCM durch vorsorgende und ausgleichende Maßnahmen dafür sorgt, dass Körper, Geist und Seele möglichst in jeder Lebenslage im Einklang bleiben. In Deutschland sind Behandlungen nach den Prinzipien der TCM sowohl bei Alternativmedizinern und Heilpraktikern als auch bei niedergelassenen chinesischen Ärzten möglich. Für einige Verfahren (z.B. Akupunktur, Massagen) werden die Kosten durch die gesetzlichen oder privaten Krankenkassen übernommen, zum Teil müssen die Behandlungskosten aber auch selbst aufgebracht werden.
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