Wachstumsschmerzen
Bei vielen Kindern gehen Wachstumsschübe mit Schmerzen einher - © PR Image Factory / stock.adobe.com
Gesundheit

Wachstumsschmerzen bei Kindern: Symptome und Tipps zur Behandlung

Etwa ein drittel der Kinder leidet unter Wachstumsschmerzen. Halten die Schmerzen länger an, sollten Sie einen Arzt aufsuchen. Denn es können auch ernsthafte Erkrankungen hinter den Schmerzen stecken.

Wenn ein Kind nachts über Schmerzen in den Beinen klagt, sollten Eltern nicht in Panik ausbrechen. Meist erinnern die harmlosen Beschwerden daran, dass Kinder buchstäblich im Schlaf wachsen. Jedes dritte Kind wird bis zum Eintritt der Pubertät von den lästigen Beinschmerzen geplagt. Wie sich Wachstumsschmerzen zweifelsfrei erkennen lassen und was Eltern tun können, um die Beschwerden zu lindern, verraten wir Ihnen im Folgenden.

Was sind Wachstumsschmerzen?

Kinder wachsen – und zwar gewaltig. Babys werden im ersten Lebensjahr 25 Zentimeter größer. Grundschüler nehmen jährlich vier Zentimeter an Größe zu. Pubertierende Jungen wachsen 13 Zentimeter pro Jahr, Mädchen etwa die Hälfte. Etwa 75 Prozent der Wachstumshormone werden nachts ausgeschüttet.

Wachstumsschmerz bedeutet jedoch nicht, dass Wachsen Schmerzen verursacht. Dies muss sogar verneint werden. Denn bei den quälenden Beinschmerzen handelt es sich auch nicht um Gelenkbeschwerden. Ebenso geben die Beschwerden keinen Hinweis darauf, dass der Nachwuchs eine überdurchschnittliche Größe erreicht oder besonders schnell wächst.

Wachstumsschmerzen treten in Schüben auf

Die Schmerzen treten in Schüben auf und können sich über mehrere Jahre hinziehen. Charakteristisch für Wachstumsschmerzen ist das Auftreten im Ruhezustand. Meist konzentrieren sich die Beschwerden auf die Beine, betroffen sind Knie, Waden, Schienbeine oder Sprunggelenke. Die Arme sind nur in seltenen Fällen einbezogen.

Meist treten Wachstumsschmerzen im Vorschulalter auf. Es können aber auch bereits zweijährige betroffen sein. Die Schmerzen sind nicht selten so intensiv, dass die Kinder nachts davon aufwachen. Bei Kleinkindern ist die Diagnosestellung besonders schwierig, da diese sich noch nicht hinreichend mitteilen können.

Wie entstehen Wachstumsschmerzen?

Diese Frage ist wissenschaftlich bislang nicht hinreichend geklärt. Man vermutet, dass die Knochen schneller wachsen als die sie umgebenden Weichteile. Dadurch spannt sich die Knochenhaut, wenn ein Wachstumsschub auftritt. Die typischen Wachstumsschmerzen sind die Folge.

Weitere Ansätze verfolgen die Theorie, dass Ermüdungserscheinungen der Knochen während des Wachstums die Schmerzen auslösen. Auch psychosoziale Faktoren werden nicht gänzlich ausgeschlossen.

Nächtlich auftretende Wachstumsschmerzen lassen sich durch die vermehrte Ausschüttung von Wachstumshormonen im Schlaf erklären. Weitere mögliche Ursachen sind eine Überbelastung des Bewegungsapparates, etwa durch ausgelassenes Spielen und Toben oder durch die Wachstumsschübe ausgelöste Fehlhaltungen des Körpers.

Wie äußern sich Wachstumsschmerzen?

Wachstumsschmerzen lassen sich vom typischen Belastungsschmerz abgrenzen. Betroffen sind nicht die Gelenke, sondern ausschließlich die Waden, die Kniekehlen, die Vorderseiten der Oberschenkel oder die Schienbeine.

Die Schmerzen treten beinahe ausschließlich am Abend oder bei Nacht auf. Tagsüber verspüren die Kinder keine Schmerzen und sind auch in ihren Bewegungen nicht eingeschränkt. Die Schmerzen treten in der Regel in beiden Beinen gleichzeitig auf.

Wachstumsschmerzen werden nicht von Rötungen, Schwellungen, Entzündungen oder anderen physiologischen Veränderungen begleitet.

Kann man Wachstumsschmerzen behandeln?

Eine Therapie gegen Wachstumsschmerzen gibt es nicht. Eltern können jedoch einiges unternehmen, um die Schmerzen zu lindern. Sind die Schmerzen besonders heftig und die Kinder können nachts nicht in den Schlaf finden, können leichte Schmerzmittel helfen. Diesbezüglich sollten Eltern jedoch mit einem Arzt Rücksprache halten.

Die Kleinen benötigen vor allem Nähe und Zuwendung. Beruhigen und trösten Sie das Kind, bis die Schmerzen überstanden sind. Dies sollte nach spätestens einer Stunde der Fall sein. Dann werden die Kinder auch recht schnell wieder in den Schlaf finden. Am nächsten Morgen ist der Wachstumsschmerz wie weggeblasen.

Wärme, Kälte und Massagen

Bei Wachstumsschmerzen gibt es keine grundlegenden Therapiehinweise. Eltern sollten einfach ausprobieren, worauf die Kinder positiv ansprechen und Linderung der Beschwerden verspüren.

Leichte Massagen und Dehnübungen können helfen, die Schmerzen zu lindern. Dabei streichen Sie leicht über die Beine und bewegen sie hin und her. Werden die betroffenen Hautstellen mit Arnikasalbe oder Johanniskrautöl eingerieben, lassen die Schmerzen oft nach. Ein warmer Kräutertee besitzt ebenfalls eine beruhigende Wirkung. Hierbei dürfen Sie ruhig auf den Placebo-Effekt setzen und den Lieblings-Tee der Kinder anbieten.

Einige Kinder regieren auf die Auflage von Wärmflasche oder Heizkissen positiv. Wieder andere verspüren Linderung, wenn kalte Umschläge verabreicht werden. Da keine körperliche Ursache vorliegt, ist bei der Therapie alles erlaubt, was dem Kind guttut. Nehmen Sie sich die Zeit, herauszufinden, worauf der kleine Patient anspricht.

Medikamente

Von einer medikamentösen Behandlung von Wachstumsschmerzen ist möglichst abzusehen. Leichte Schmerzmittel sollten nur in Ausnahmefällen und in Absprache mit dem Kinderarzt verabreicht werden. Dabei kommen Wirkstoffe wie Ibuprofen und Paracetamol in Betracht. Bei kleineren Kindern können Paracetamol-Zäpfchen gegeben werden.

Als willkommene Alternative bieten sich Globuli an. Die Homöopathie lindert Beschwerden sanft und ohne Nebenwirkungen. Der Heilpraktiker wird nach einer ausführlichen Anamnese das passende Mittel herausfinden können.

» Tipp: Bei Wachstumsschmerz bewährt haben sich folgende homöopathische Arzneien:

• Calcium phosporicum D12
• Manganum metallicum D12

→ Verabreicht werden bei akuten Schmerzen einmal fünf Kügelchen.

Wann sollte der Arzt aufgesucht werden?

Bevor die Diagnose Wachstumsschmerzen eindeutig gestellt werden kann, sind mögliche ernsthafte Erkrankungen auszuschließen. Daher ist, wenn Kinder über untypische Schmerzen klagen, generell ein Arztbesuch ratsam.

Bei etwa einem Drittel aller Zwei- bis Zwölfjährigen kommt es zu Wachstumsschmerzen. Eine Diagnosestellung ist erst möglich, wenn weitere Erkrankungen zweifelsfrei ausgeschlossen sind. Denn Wachstumsschmerzen lassen sich nicht durch Röntgen, MRT oder andere bildgebende Verfahren nachweisen. Auch im Blutbild wird sich kein Hinweis auf eine mögliche Störung finden lassen.

Treten die Schmerzen wiederholt und heftig auf, ist ein Arztbesuch unumgänglich, denn auch Rheuma oder Tumore können ähnliche Beschwerden verursachen. Zudem können sich bereits im Grundschulalter Erkrankungen des Skelettbereiches bemerkbar machen. In seltenen Fällen können Schmerzen in den Beinen auch auf Leukämie oder Borreliose hindeuten.

Ebenso sind besonders bei aktiven Kindern Grünholzfrakturen, also unvollständige Knochenbrüche, nicht auszuschließen. Die durch den Bruch hervorgerufenen Beinschmerzen treten hierbei plötzlich und häufig nach ausgelassenem Toben auf dem Spielplatz auf.

Wachstumsschmerzen ja oder nein – Checkliste

Hinweise auf WachstumsschmerzenHinweise auf eine mögliche andere Erkrankung
• Schmerzen treten nur nachts auf.
• Kinder können die Beine wie gewohnt belasten.
• Schmerzen treten zwischen Knie und Knöchel auf.
• Schmerzen sind am Morgen verschwunden.
• Schmerzen treten in beiden Beinen auf oder wechseln die Seiten.
• Schmerzen pausieren über Wochen oder Monate.
• Es treten keine weiteren körperlichen Beschwerden auf.
• Schmerzen treten auch bei Tage auf.
• Schmerzen treten auch bei Belastung auf.
• Schmerzen bleiben auf eine Stelle begrenzt.
• Schmerzen sind gleichbleibend und anhaltend.
• Die schmerzende Stelle rötet sich oder ist geschwollen.
• Das Kind hinkt oder nimmt bei Bewegung eine Schonhaltung ein.
• Fieber und Unwohlsein treten auf.

Ein umgehender Arztbesuch ist notwendig, wenn das Kind seine Beine nicht wie gewohnt belasten kann und wenn sich Schwellungen oder Rötungen zeigen und Fieber hinzukommt. Dann können Wachstumsschmerzen eigentlich ausgeschlossen werden und es muss die Ursache des Krankheitsbildes gefunden werden.

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