Thiamin, besser bekannt als Vitamin B1, wird vom Körper für die Umwandlung von Kohlenhydraten in Energie benötigt und beeinflusst die Erregungsübertragung zwischen Nerven und Muskeln. Wegen seines Einflusses auf das Nervensystem, wird es oft auch als Stimmungs- oder Anti-Stress-Vitamin bezeichnet. Es muss dem Körper regelmäßig über die Nahrung zugeführt werden, da es wegen seiner Wasserlöslichkeit nicht lange vom Körper gespeichert werden kann.
Was ist Vitamin B1 (Thiamin)?
Thiamin ist eines der Vitamine, die 1897 als erstes entdeckt und erforscht wurden. Es ist wasserlöslich und gehört zur umfangreichen Gruppe der B-Vitamine. Aufgenommen wird es über Thiamintransporter im Darm. In seiner aktiven Form als Thiaminphosphat wirkt es meist als Coenzym im Energiestoffwechsel. Darüber hinaus hat es Einfluss auf die Neurotransmitter GABA (Gamma-Aminobuttersäure) und Serotonin, die als Reizüberträger in den Nervenzellen dienen und fungiert als Antagonist des Acetylcholin. Vitamin B1 ist sowohl in pflanzlichen als auch in tierischen Nahrungsmitteln enthalten. Aus Pflanzen kann der Körper es direkt verwerten, aus tierischen Lebensmitteln muss es erst mit Hilfe von Enzymen aufgespalten werden.
Welche Wirkung und Funktion hat Vitamin B1 im Körper?
Vitamin B1 ist vor allem für den Energiestoffwechsel von Bedeutung, da es als Coenzym zur Energiegewinnung aus Kohlehydraten und Aminosäuren beiträgt.
Ebenso wichtig ist sein Einfluss auf das periphere Nervensystem, denn es hilft bei der Reizübertragung zwischen Nerven und Muskeln. Deshalb können vor allem das Herz, die Muskeln, Gehirn und Nervensystem nur einwandfrei arbeiten, wenn genügend Vitamin B1 vorhanden ist.
Nach Erkrankungen trägt Vitamin B1 zur Regeneration der Nerven bei. In Verbindung mit Vitamin B6 wird der körpereigene Reparaturmechanismus der Nerven unterstützt und die Erneuerung geschädigter Nerven und das Wachstum der Nervenfasern gefördert.
Ursachen für Vitamin B1 Mangel
Obwohl ein Vitamin-B1-Mangel bei gesunden Menschen recht selten ist, kann es auf Grund von einseitiger Ernährung, Darmerkrankungen wie Morbus Crohn oder bei erhöhtem Bedarf zu einer Unterversorgung kommen.
In Deutschland ist das meist bei chronischem Alkoholmissbrauch der Fall, denn Alkohol vermindert die Absorption und fördert gleichzeitig den Abbau von Vitamin B1 im Körper. Daneben sind aber auch die Einnahme der Anti-Baby-Pille, Schwangerschaft und Stillzeit, Stress, Rauchen und Leistungssport Ursache dafür, dass der Bedarf an Vitamin B1 ansteigt.
Vitamin-B1-Mangel – Symptome
Ein Mangel an Vitamin B1 kann sich mit folgenden Symptomen äußern:
- Müdigkeit
- Reizbarkeit
- Konzentrationsschwäche
- Appetitlosigkeit
- Depression
- Schneller Puls
- Atemnot
- Herzschwäche
- Muskelschwäche und Muskelschwund
- Ödeme (Wasseransammlungen)
- Neuropathie (Nervenschmerzen)
- Wadenkrämpfe
Ist der Vitaminmangel sehr stark und besteht er über einen längeren Zeitraum, beschreiben alle diese Beschwerden ein unter dem Namen „Beriberi“ zusammengefasstes Krankheitsbild. Diese klassische Krankheit tritt in Deutschland nur sehr selten auf, denn die Versorgung mit Vitamin B1 ist hier sehr gut. An Beriberi leiden vor allem Menschen in der Dritten Welt.
Ist eine Überdosierung mit Vitamin B1 möglich?
Durch die Aufnahme von Vitamin B1 über Nahrungsmittel ist eine Überdosierung nicht möglich, da der Körper ein Zuviel über den Urin wieder ausscheidet. Zudem ist der Körper über das Verdauungssystem nur in der Lage, geringe Mengen des Vitamins aufzunehmen. Eine Überdosierung kann deshalb nur über eine sehr hohe Dosis, mindestens das Hundertfache des täglichen Bedarfs, durch eine Injektion erfolgen.
Die Symptome einer Überdosierung wären dann:
- Übelkeit
- Kopfschmerzen
- Hitzegefühl
- Krämpfe
- Herzrhythmusstörungen
Deshalb sind Injektionen nur in besonderen Fällen sinnvoll, z.B. um bei sehr starkem Vitamin-B1-Mangel schnell den leeren Speicher wieder auffüllen zu können.
Lebensmittel mit Vitamin B1
Da Vitamin B1 von großer Bedeutung für den Energiestoffwechsel ist, hängt der Bedarf auch stark von der benötigten Energie ab. Deshalb haben Leistungssportler einen höheren Tagesbedarf als der Durchschnittsmensch, dieser liegt laut der deutschen Gesellschaft für Ernährung für Frauen bei 1 Milligramm und für Männer bei 1,1 – 1,3 Milligramm täglich.
Die wichtigsten Vitamin-B1-Lieferanten sind Getreide und Reis, allerdings nur, wenn der Reis nicht zu stark poliert und das Getreide zu fein gemahlen wurde, denn so geht Vitamin B1 verloren. Weitere gute Quellen für Vitamin B1 sind Muskelfleisch (besonders vom Schwein), Leber, Vollkornprodukte, Haferflocken, Kartoffeln, Hülsenfrüchte und Spargel.
Da Vitamin B1 sehr empfindlich ist und durch Sauerstoff und Hitze leicht zerstört wird, sollten die Lebensmittel möglichst schonend zubereitet werden. Gemüse und Kartoffeln sollen zwar gründlich, aber nur kurz gewaschen und nicht zu lange gewässert werden.
Fazit ist, dass sich in Deutschland ein Mangel an Vitamin B1 über eine ausgewogene Ernährung und einem gesunden Umgang mit Alkohol leicht verhindern lässt. Sollte der Bedarf jedoch erhöht sein, können, in Absprache mit einem Arzt, auch oral verabreichte Vitamin-B1-Präparate eine sinnvolle Ergänzung darstellen.
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