Für Patienten, die an Hyperhidrose leiden, stellen Schweißausbrüche ein alltägliches Problem dar. Je nach Form können kleinere oder aber größere nicht begrenzte Hautbereiche davon betroffen sein.
Schwitzen ist ein natürlicher Vorgang. Bei hohen Außentemperaturen oder wenn wir uns körperlich verausgaben, gibt der Körper über den Schweiß Energie ab und versucht damit, eine Überhitzung des Organismus zu vermeiden. Kommt es zu übermäßigen Schweißausbrüchen, wird von Hyperhidrose gesprochen. Etwa ein bis zwei Prozent der Bevölkerung sind von diesem Leiden betroffen. Nachfolgend kann nachgelesen werden, was genau unter einer Hyperhidrose zu verstehen ist, welche Formen sich unterscheiden lassen und was jeder selbst gegen übermäßiges Schwitzen tun kann.
Was ist unter Hyperhidrose zu verstehen?
Wer häufig und übermäßig schwitzt, leidet unter Hyperhidrose. Oft beginnt das Leiden in der Pubertät und hält bis etwa zum 30. Lebensjahr an. Die Erkrankung kann an verschiedenen Körperstellen auftreten. Besonders betroffen sind Achseln, Füße, Hände oder Gesicht.
Es kann in zwei Formen der Erkrankung unterschieden werden:
- fokale Hyperhidrose
➩ Betroffen sind kleinere und abgegrenzte Bereiche der Haut. - generalisierte Hyperhidrose
➩ Betroffen sind großflächige Bereiche des Körpers.
Fokale Hyperhidrose
Konzentriert sich der Schweißausbruch auf eine kleine Hautzone, wie zum Beispiel die Achselhöhlen, die Handflächen oder die Fußsohlen, liegt eine fokale Hyperhidrose vor. Weitere Unterscheidungen lassen sich treffen in:
- palmare Hyperhidrose = Schwitzen der Handflächen
- plantare Hyperhidrose = Schwitzen der Fußsohlen
- axilläre Hyperhidrose = Schwitzen der Achselhöhlen
Die Betroffenen haben nicht nur mit einem ästhetischen Problem zu kämpfen. Vermehrter Hand- oder Achselschweiß wird im beruflichen und sozialen Alltag schnell auch zur psychischen Belastung. So dass eine Hyperhidrose nicht selten eine psychotherapeutische Behandlung nach sich zieht, um die Folgen von vermindertem Selbstwertgefühl und sozialer Isolation zu vermeiden.
Generalisierte Hyperhidrose
Der Schweißausbruch ist bei dieser Form nicht lokal begrenzt. Die Betroffenen sind häufig gezwungen, mehrmals täglich ihre Kleidung zu erneuern. Das Tragen durchnässter Pullover, Blusen oder Hemden erhöht das Risiko, an Erkältungen zu leiden.
Ursachen der Hyperhidrose
Meist lassen sich keine direkten Ursachen erkennen. Da es häufig mehrere Krankheitsfälle innerhalb einer Familie gibt, kann eine Vererbung der Hyperhidrose nicht ausgeschlossen werden. Übermäßiges Schwitzen kann auch auf eine Überfunktion der Schilddrüse hinweisen. Frauen in den Wechseljahren leiden ebenfalls häufig unter Hitzewellen. Schweißausbrüche werden gemeinhin auch mit verschiedenen Stressfaktoren in Zusammenhang gebracht.
Auf der Suche nach der Krankheitsursache müssen zwei Formen der Hyperhidrose unterschieden werden:
Primäre Hyperhidrose
Bei dieser Form der Erkrankung kann man keine typischen Ursachen ausmachen. Betroffen sind von fokalen Schweißausbrüche meist Hände, Füße oder Achseln. Als Auslöser nimmt man eine Fehlsteuerung des vegetativen Nervensystems an. Überaktive Nervenstränge können auch die Schweißdrüsen ankurbeln.
Der genetische Zusammenhang wird bei dieser Form ebenfalls in den Fokus gerückt. Patienten berichten vermehrt von krankhaftem Schwitzen innerhalb der Familie. Über die eigentlichen Zusammenhänge ist sich die Wissenschaft bislang jedoch nicht einig.
Sekundäre Hyperhidrose
Wird von einer sekundären Hyperhidrose gesprochen, sind bestimmte Erkrankungen als Auslöser des Schwitzens verantwortlich zu machen. Es handelt sich dabei um internistische oder neurologische Krankheitsbilder. Häufig gelten die Schweißausbrüche als erstes mögliches Symptom.
Sekundäre Hyperhidrosen können von folgenden Erkrankungen ausgelöst werden:
- internistische Erkrankungen
- neurologische Erkrankungen
- Schilddrüsenerkrankungen
- Infektionen
- Diabetes
- Adipositas
- Verletzungen von Schädel und Rückenmark
Symptome von Hyperhidrose
Der Schweiß rinnt ohne erkennbaren Grund oft sturzbachartig herunter.
Weiterhin können folgende Symptome auftreten:
- hoher Blutdruck
- Kopfschmerzen
- Kurzatmigkeit
- Schwindel
- Reizbarkeit
Diagnose von Hyperhidrose
Verstärktes Schwitzen ist zunächst nicht zu übersehen. Um bei fokalen Schwitzstörungen die Ursache näher eingrenzen zu können, kommt häufig der Jod-Stärke-Test nach Minor zum Einsatz. Eine Jodlösung wird auf die Haut aufgetragen. Anschließend streut man Stärkepulver darüber. Geraten diese Substanzen in Verbindung mit Schweiß, erfolgt eine Violett-Färbung. Somit wird ein Verteilungsmuster deutlich und es lassen sich oft Rückschlüsse auf die Ursache ziehen.
Soll die Schweißmenge bestimmt werden, ist eine quantitative Sudometrie angezeigt. Die Menge des freigesetzten Schweißes wird mithilfe eines Luftstromes, der unter einer Kapsel aus Plexiglas erzeugt wird gemessen.
Die Schweißmenge unter den Achseln oder in den Handinnenflächen wird durch Gravimetrie bestimmt. Zunächst wird das Gewicht eines Filterpapieres ermittelt. Anschließend wird das Papier für fünf Minuten unter die Achseln geklemmt oder auf die Handflächen gelegt. Durch erneutes Wiegen ergibt sich eine Differenz. Ist die unter den Achseln freigesetzte Schweißmenge größer als 50 Milligramm pro Minute, ist von einer Hyperhidrose auszugehen. In den Handflächen gelten Werte von mehr als 20 Milligramm pro Minute als Parameter.
Behandlung von Hyperhidrose
Hyperhidrosen bedürfen einer fachärztlichen Behandlung. Bei der sekundären Form ist es notwendig, zunächst die Grunderkrankung zu diagnostizieren und entsprechend zu therapieren.
Bei fokaler Hyperhidrose haben sich folgende Behandlungsmöglichkeiten bewährt:
- Auftrag schweißhemmender Wirkstoffe
- Medikamenteneinnahme
- Injektionen mit Botox
- chirurgische Eingriffe
- Iontophorese
Die äußerliche Behandlung mit Aluminiumchlorid hemmt die Produktion der Schweißdrüsen und kann so zu einem Rückgang des Schwitzens beitragen. In vielen herkömmlichen Kosmetikprodukten sind Aluminiumsalze in niedriger Konzentration enthalten. Entsprechende Arzneimittel enthalten mit bis zu 25 Prozent Aluminiumsalzen mehr als die zehnfache Menge der handelsüblichen Produkte.
Die Präparate sind mehrmals täglich aufzutragen. Dabei kann es zu Hautreizungen kommen. Dies äußert sich in einem Brennen oder Stechen der betroffenen Hautpartie.
Vermehrtes Schwitzen an Händen und Füßen behandeln Ärzte bevorzugt mit der Iontophorese. Die betroffenen Extremitäten werden in ein Wasserbad getaucht oder mit angefeuchteten Elektroden versehen. Kontinuierlicher Gleichstrom soll dazu führen, den gestörten Ionentransport in den Schweißdrüsen auszugleichen. Eine Wirksamkeit wurde bei mehr als 80 Prozent der Patienten nachgewiesen.
Die Therapie ist sehr zeitaufwendig und mehrmals wöchentlich durchzuführen.
Achtung: Schwangere und Träger von Herzschrittmachern sollten von dieser Behandlungsmethode absehen.
Das Spritzen von Botox kann ebenfalls eine Hilfe darstellen. Botulinumtoxin bewirkt eine vorübergehende Nervenblockade und reduziert so Schweißausbrüche. Die Behandlung ist ein bis zweimal jährlich erforderlich. Pro Behandlung müssen Sie etwa mit Kosten in Höhe von 600 Euro rechnen.
Tipp: Kann nachgewiesen werden, dass Deodorants allein keine Linderung bringen, ist eine Kostenübernahme durch die Krankenkassen möglich.
Hyperhidrose natürlich behandeln
Zu einer Linderung der Beschwerden können auch verschiedene naturheilkundliche Anwendungen beitragen:
angezeigte Heilmittelgruppe | spezielle Beispiele |
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Heilpflanzen | • Knoblauch • Bärlauch • Ginseng • Salbei • Johanniskraut |
ätherische Öle | • Lavendel • Melisse • Neroli • Ylang-Ylang • Majoran |
homöopathische Mittel | • Isoskleran • Arte-Rutin • Rauwolfa comp. |
Was jeder selbst gegen übermäßiges Schwitzen tun kann
Wer übermäßig schwitzt, sollte vermehrt auf seine Körperhygiene achten und sich regelmäßig waschen. In lockeren Kleidungsstücken fühlen sich Betroffene wohler. Naturmaterialien wie Baumwolle oder Leinen sind synthetischen Fasern, welche den Hitzestau fördern vorzuziehen.
Wer unter Stress stärker schwitzt, kann Entspannungstechniken wie Yoga, Progressive Muskelentspannung oder Augtoenes Training nutzen.
Die Schweißbildung hemmen können auch viel Bewegung an frischer Luft, Wechselfußbäder, Atemgymnastik oder eine Ozontherapie.
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