Die Gicht ist eine Stoffwechselerkrankung, die mit Schmerzen in den Gelenken einhergeht. Charakteristisch für die Krankheit ist ein erhöhter Harnsäurespiegel im Blut.
Was ist Gicht?
Die Gicht wird in der medizinischen Fachsprache auch als Hyperurikämie bezeichnet. Es handelt sich dabei um eine Störung des Stoffwechsels, bei der es zu einer vermehrten Ansammlung von Harnsäure in Blut und ferner zu Harnsäureablagerungen in den Geweben des Körpers kommt.
Die Gicht kann in Abhängigkeit von der Lokalisation der Ablagerungen in drei verschiedene Formen unterteilt werden. So sind bei der Gelenk-Gicht insbesondere Gelenke wie das Knie- oder das Zehengelenk betroffen. Leitsymptom dieser Unterform sind starke Gelenkschmerzen. Bei der Weichteil-Gicht lagern sich die Harnsäurekristalle hingegen bevorzugt unter der Haut ab, sodass kleine Knötchen entstehen. Harnsäurekristalle können jedoch auch in den Nieren Nierengrieß bilden und so die Funktionsfähigkeit der Niere einschränken. Man spricht hier von der Nieren-Gicht.
Insgesamt betrachtet ist die Gicht ein Krankheitsbild, das in den westlichen Industriestaaten deutlich häufiger auftritt als in ärmeren Ländern. Dies lässt sich vor allem durch die hier herrschenden Lebens- und Essgewohnheiten erklären.
Rund 80 Prozent aller Patienten mit Gicht sind Männer. Die Krankheit zeigt sich in der Regel erstmalig zwischen dem 40. und 60. Lebensjahr. Bei Frauen tritt die Erkrankung eher selten auf. Der Krankheitsbeginn ist hier nicht vor dem Einsetzen der Menopause zu erwarten. Nicht selten zeigt sich die Gicht zusammen mit anderen Erkrankungen wie Diabetes mellitus, Bluthochdruck oder Adipositas.
Gicht – Ursachen
In den meisten Fällen ist die Stoffwechselerkrankung erblich bedingt. So liegt der Gicht in fast 100 Prozent der Fälle eine Nierenfunktionsstörung zugrunde, die in einem autosomal dominanten Erbgang vererbt werden kann. Es kommt zu einer verminderten Ausscheidung der Harnsäure und damit zu einer Erhöhung des Blutspiegels. In seltenen Fällen basiert die Gicht auf einer vermehrten Produktion von Harnsäure. Ein Beispiel für diese Form ist das Lesch-Nyhan-Syndrom, eine Stoffwechselerkrankung, die vor allem bei Jungen auftritt und schon im Kindesalter die typischen Gichtsymptome hervorruft. Mediziner bezeichnen die angeborenen Formen der Gicht auch als primäre Hyperurikämie.
Bei der sekundären Gicht sind andere Erkrankungen für die erhöhten Harnsäurespiegel im Blut verantwortlich. Dazu gehören Erkrankungen, die den Abbau der Harnsäure hemmen oder für eine erhöhte Produktion sorgen. Die Harnsäure ist eine Substanz, die bei der Aufspaltung von Purinen entsteht. Purine fallen unter anderem beim Abbau von Körperzellen an. So kommt es bei Erkrankungen wie der Leukämie, der Anämie oder bei Einnahme bestimmter Medikamente wie beispielsweise Zytostatika zu einem vermehrten Zelluntergang und damit auch zu einem erhöhten Aufkommen von Harnsäure. Nierenerkrankungen und ein unbehandelter Diabetes mellitus behindern hingegen den Abbau und die Ausscheidung der Harnsäure. Auch beim strengen Fasten kann eine sekundäre Gicht entstehen. So baut der Körper bei Hungerzuständen vermehrt muskuläres Gewebe ab. Dabei fallen reichlich Purine an.
Purine entstehen aber nicht nur im Körper, sie können auch über die Nahrung zugeführt werden. Tierische Nahrungsmittel wie Fleisch, Wurst und tierische Fette enthalten besonders viele Purine. Aber auch Hülsenfrüchte und Alkohol sind purinreich und können zu einer Erhöhung des Harnsäurespiegels im Blut beitragen.
Wenn eine Neigung zur Gicht besteht, können verschiedene äußere Faktoren krankheitsfördernd und anfallsauslösend wirken. Dazu gehören neben dem übermäßigen Konsum von purinreichen Lebensmitteln und Alkohol auch körperlicher Stress, Verletzungen und verschiedene Infektionen.
Gicht – Symptome
Die Gicht lässt sich in verschiedene Stadien unterteilen. Im Stadium I, dem Stadium der Hyperurikämie, findet sich lediglich ein erhöhter Harnsäurespiegel im Blut. Dabei spricht man ab einem Harnsäurewert von 6,5 Milligramm pro 100 Milliliter Blut von einer Hyperurikämie. Ein leicht erhöhter Harnsäurespiegel bleibt häufig unbemerkt, da keinerlei Beschwerden auftreten.
Beim Stadium II, der akuten Gicht, kommt es jedoch zum typischen Gichtanfall. Durch die Ablagerung von Harnsäurekristallen entstehen hier Entzündungen in den Gelenken. In vielen Fällen ist lediglich ein einziges Gelenk, bevorzugt das Grundgelenk der großen Zehe, betroffen. Diese Form des akuten Gichtanfalls wird von Medizinern als Podagra bezeichnet. Die Entzündung kann jedoch auch andere Gelenke wie das Mittelfußgelenk, das Kniegelenk oder das Grundgelenk der Daumen betreffen. Typischerweise tritt der Gichtanfall ohne Warnzeichen auf. Die Patienten werden in den frühen Morgenstunden oder in der Nacht durch starke Schmerzen in dem betroffenen Gelenk wach. Dieses ist gerötet, geschwollen und äußerst berührungsempfindlich. Nicht selten begleitet Fieber den Gichtanfall. Der akute Gichtzustand kann einige Stunden bis hin zu mehreren Tagen andauern.
In der Regel verkürzen sich bei einer unbehandelten Gicht die Abstände zwischen den einzelnen Gichtanfällen. Der Zeitraum zwischen zwei Gichtanfällen wird auch als Stadium III oder interkritische Phase bezeichnet. Ähnlich wie im Stadium I zeigen sich hier trotz erhöhter Harnsäurewerte im Blut keinerlei Symptome.
Das Stadium IV ist das Stadium der chronischen Gicht. Im Krankheitsverlauf lagern sich immer mehr Harnsäurekristalle in den Gelenken und Geweben ab, sodass es zu schmerzhaften Gelenkveränderungen und Gelenkdeformationen kommt. Die Harnsäurekristalle können sich jedoch nicht nur in den Gelenken, sondern auch in Form von Gichttophi in der Haut, in den Sehnen oder in den Nieren ansammeln. Bei einer Verklumpung dieses Nierengrießes können Nierensteine entstehen, die je nach Größe die Nierenfunktion stark beeinträchtigen. Infolge kann sich ein Harnstau mit Nierenentzündung oder Nierenversagen entwickeln. Aufgrund der verbesserten Therapiemöglichkeiten ist die chronische Gicht heutzutage nur noch selten zu finden.
Gicht – Therapie
Im akuten Gichtanfall kommen insbesondere Arzneimittel aus der Gruppe der nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR) zum Einsatz. Diese hemmen die Produktion von Prostaglandinen. Dabei handelt es sich um Gewebshormone, die eine entscheidende Rolle bei der Entstehung von Schmerzen und Entzündungen spielen. Somit kommt es nach Einnahme der Medikamente zu einer Schmerzlinderung und zugleich zu einer Entzündungshemmung.
Ein weiterer bekannter Wirkstoff in der Gichttherapie ist das Colchicin. Das Gift der Herbstzeitlosen verhindert die Aufnahme von Harnsäurekristallen durch weiße Blutkörperchen (Leukozyten) und wirkt so der Entzündungsreaktion entgegen. Eine stark entzündungshemmende Wirkung weist zudem der Wirkstoff Cortisol auf. Deshalb gehören auch Kortikosteroide zur Standardbehandlung des akuten Gichtanfalls.
Bei der chronischen Gicht verordnet der Arzt hingegen sogenannte Urostatika. Diese führen über eine Hemmung der Purinsynthese zu einer verminderten Bildung von Harnsäure. Bekanntester Wirkstoff aus der Gruppe der Urostatika ist Allopurinol. Alternativ können auch Urikosurika genutzt werden. Medikamente aus dieser Wirkstoffgruppe hemmen die Wiederaufnahme der Harnsäure in den Nieren und fördern somit die Ausscheidung. Benzbromaron oder Probenecid gehören zu den häufig eingesetzten Urikosurika.
Grundsätzlich wird Menschen mit chronischer Gicht und Personen, die zur Gicht neigen, eine purinarme Kost im Rahmen einer energie- und kohlenhydratreduzierten Diät empfohlen.
Gicht – Vorbeugung
Da der Gicht in der Regel eine erbliche Veranlagung zugrunde liegt, ist eine sichere Prävention schwer möglich. Um den schmerzhaften Gichtanfällen vorzubeugen, sollte jedoch auf eine ausgewogene und purinarme Ernährung geachtet werden. Auf Alkohol sollte möglichst verzichtet werden, wohingegen sich eine vermehrte Aufnahme von Wasser oder Kräutertees positiv auf den Harnsäurespiegel auswirken kann.
Ferner kann die regelmäßige Einnahme der vom Arzt verordneten Medikamente den Harnsäurespiegel dauerhaft senken und so Gichtanfälle verhindern.
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