Schlafprobleme sind weit verbreitet, nicht nur bei Erwachsenen. Auch Kinder leiden zunehmend darunter und es betrifft alle Altersstufen. Was Erwachsene schon schlaucht, ist für Kinder noch viel schlimmer, denn während des Wachstums ist der Organismus unbedingt auf ausreichend Erholungsphasen angewiesen.
Die Folgen von anhaltendem Schlafmangel bei Kindern
Untersuchungen haben ergeben, dass in Deutschland fast jedes dritte Kleinkind und nahezu jedes zweite Schulkind zumindest zeitweise unter Schlafstörungen leidet. Meistens handelt es sich um schlechte Träume, die den Schlaf rauben. In Ausnahmefällen können Kinder auch schlafwandeln oder sie wachen einfach mit einem Schrecken auf. In den meisten Fällen sind dies nur Phasen von begrenzter Dauer, so dass Eltern sich keine Sorgen machen müssen. Sobald die Schlafprobleme jedoch über einen längeren Zeitraum anhalten, sollte man sich ärztlichen Rat holen und eventuell eine Behandlung anstreben.
Schlafmangel über längere Zeit macht sich bei Kindern in der Regel zuerst in Leistungs- und Konzentrationsschwierigkeiten bemerkbar, häufig leidet auch das Allgemeinbefinden darunter. Finden Kinder nachts keine Ruhe, so kann keine neue Energie getankt werden, außerdem werden die Erlebnisse des Tages nicht verarbeitet. Das zeigt sich dann nicht nur an Übermüdung am nächsten Tag, sondern auch an schlechter Laune und Gereiztheit, Wut- und Trotzanfälle kommen häufiger vor.
Sind Kinder auffallend unruhig und unkonzentriert, wird heutzutage sehr schnell an ADHS gedacht, doch bei rund einem Viertel dieser Kinder ist anhaltender Schlafmangel die wahre Ursache für die Unruhe. Erwachsene reagieren mit Müdigkeit auf Schlafmangel, während bei Kindern dann eher eine starke motorische Aktivität auffällt. Studien haben aufgedeckt, dass Kinder mit zu wenig Schlaf viel eher zu Übergewicht neigen, wenn dann noch Bewegungsmangel hinzu kommt, hat diese Kombination ernsthafte Auswirkungen auf die Gesundheit. Natürlich leidet auch das Immunsystem unter zu kurzen Erholungsphasen, so dass Infekte wesentlich häufiger auftreten.
Wann liegt tatsächlich eine Schlafstörung vor?
Bei den Kleinkindern sind Probleme beim Schlafen weit verbreitet, mit dem Durchschlafen tun sich etwa 25 Prozent schwer. Von echten Schlafstörungen stärkerer Ausprägung kann man allerdings nur in rund 12 Prozent der Fälle sprechen. Sind die Kinder drei bis vier Jahre alt, bestehen eher Schwierigkeiten beim Einschlafen. Liegen Schlafprobleme vor, kann man jedoch nicht immer gleich von einer Störung sprechen, denn bis zu einem gewissen Grad bewegt sich alles noch im Normbereich.
Bei Säuglingen in den ersten sechs Monaten kann ohnehin nicht von Schlafstörungen die Rede sein, denn hier muss sich erst ein gesunder Schlaf-Wach-Rhythmus entwickeln, außerdem muss das Kind ja auch nachts Nahrung zu sich nehmen. Die weitere Entwicklung des Kindes bringt es mit sich, dass es immer wieder Phasen geben wird, in denen häufiger Schlafprobleme auftreten. Zwar kann das bei der ganzen Familie an den Nerven zehren, es sollte jedoch nicht unbedingt ein Anlass zur Sorge sein.
Ernst wird es erst, wenn die Probleme nicht verschwinden und sich womöglich noch verschlimmern, dann kann dies auch einen negativen Einfluss auf die Entwicklung und die Gesundheit des Kindes haben. Schlafstörungen können darauf hinweisen, dass das Kind nachts besondere Erlebnisse des Tages intensiv verarbeitet, in einigen Fällen können aber auch bestimmte Erkrankungen dahinter stecken. Bei Kindern und Jugendlichen kommt es entweder zu Ein- und Durchschlafstörungen, Aufwachstörungen oder Tagesmüdigkeit. Tritt eines der Probleme häufig und über einen längeren Zeitraum immer wieder auf, dann liegt tatsächlich eine Schlafstörung vor. Von einer Durchschlafstörung spricht man, wenn das Kind mindestens viermal in einer Woche mindestens dreimal in der Nacht aufwacht, es dann mindestens 20 Minuten wach ist und auch ohne Hilfe der Eltern nicht weiterschlafen kann.
Der Arzt sollte dann entscheiden, ob im vorliegenden Fall gehandelt werden muss, oder ob man durch gewisse Maßnahmen eventuell für Abhilfe sorgen kann. So könnte man den Tagesablauf besser strukturieren mit relativ festen Zeiten, vor allem was das Schlafen angeht, außerdem kann man über gewisse Einschlafrituale nachdenken.
Vielen Elternteilen fallen Schlafstörungen der Kinder gar nicht oder zumindest erst sehr spät auf. Bei Kindern kommt es häufiger vor, dass sie nicht ins Bett gehen wollen, weil gewisse Ängste bestehen oder Erlebtes nicht verarbeitet werden konnte. Bei den Schulkindern kommt es laut Studien in rund 40 Prozent der Fälle zu Alpträumen. Eltern sollten die Ängste ihrer Kinder unbedingt Ernst nehmen, oftmals können die Schlafprobleme so schon aus dem Weg geräumt werden. Indem man dem Kind Verständnis und Geduld entgegenbringt, sorgt man für Sicherheit und vermittelt ihm ein Gefühl der Geborgenheit.
Das können Eltern bei Schlafstörungen des Kindes tun
Die Ursachen für Schlafstörungen bei Kindern können sehr vielfältig sein, deshalb sollte man zunächst herausfinden, was der Grund für die Probleme sein könnte. In den meisten Fällen sind die Gründe jedoch eher harmloser Natur, nur selten stecken körperliche Probleme dahinter. Wichtig ist, dass Eltern nicht nach einem bestimmten Schema handeln, sondern auf ihr Gefühl hören, denn jedes Kind ist ein Individuum und genau so individuell können auch die Schlafprobleme sein. Die Erwartungen der Eltern sollten immer realistisch sein, Schlafstörungen gehören ganz häufig zum Alltag mit Kindern dazu, Kinder müssen das Schlafen erst lernen, das braucht ausreichend Geduld und Zeit.
Damit Schlafstörungen erst gar nicht entstehen, kann man vorbeugend so einiges tun. Wichtig sind regelmäßige Ruhephasen genau so wie ausreichend Bewegung, das sollte in einem gesunden Verhältnis stehen. Doch nicht nur Kinder brauchen Ruhe, auch Mütter, denn wenn sie gestresst und übermüdet sind, überträgt sich das fast automatisch auch auf das Kind. Eventuell wäre es hilfreich, auch regelmäßig einen kurzen Mittagsschlaf zu machen. Wenn Kinder sich tagsüber genügend bewegen und sich auspowern können, werden sie in der Regel wesentlich weniger Probleme mit dem Einschlafen haben.
Bei frisch gebackenen Müttern hört man oft Unterhaltungen über die Schlafgewohnheiten der Kinder, es wird verglichen, welches Kind ab wann schon durchschläft. Häufig artet das in einen regelrechten Wettbewerb aus, das setzt Eltern und Kinder aber gleichermaßen unter enormen Druck. Die Eltern müssen lernen, dass jedes Kind seinen ganz eigenen Rhythmus hat, den gilt es auch zu akzeptieren, dann läuft der Alltag auch wesentlich entspannter ab.
In Ratgebern findet man die ausgefallensten Schlafrituale, die endlich zu ruhigen Nächten verhelfen sollen. Auf diese sollte man allerdings lieber verzichten, denn wenn Kinder nur unter bestimmten Voraussetzungen einschlafen, dann brauchen sie diese auch, wenn sie nachts aufwachen und wieder in den Schlaf finden sollen. Für Kinder ist es ganz wichtig, dass sie lernen, dass sie unter ganz normalen Bedingungen einschlafen sollen und können. Natürlich gibt es auch sinnvolle Einschlafrituale, wie zum Beispiel das gemeinsame Kuscheln oder das Vorlesen einer Geschichte vor dem Schlafen. Für Kinder ist es ganz wichtig, dass sie die Nähe und Zuneigung der Eltern spüren, das vermittelt Sicherheit.
Dem Alter entsprechend sollte auch die Zubettgehzeit aussehen, denn ist der ideale Zeitpunkt einmal überschritten, finden Kinder nur schwer in den Schlaf und drehen dann eher wieder auf. Eltern sollten Kinder nicht zu spät ins Bett bringen, in der Hoffnung, dass sie dann morgens länger schlafen. Gerade wenn ein Kind schon übermüdet ist, wird es häufig Probleme mit dem Einschlafen haben. Im Kinderzimmer sollte eine ruhige Atmosphäre herrschen, Reizüberflutung muss vermieden werden. Am Abend sollte das Kinderzimmer leicht abgedunkelt sein, grelles Licht und laute Geräusche fördern nicht gerade die Schlafbereitschaft. Vor dem Schlafen sollte das Zimmer auch noch einmal gründlich gelüftet werden.
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